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Adler reagiert auf Brandanschläge

■ Wie das Management der Textilfirma Adler sich vor Anschlägen wegen Entlassungen und Ausbeutung in südkoreanischer Tochterfirma schützen will / Überdurchschnittliche Löhne, aber auch viele Überstunden

Von Nina Boschmann

Berlin (taz) - „Der Verwaltungsrat hat beschlossen, ab sofort keine weiteren Aufträge mehr an das Unternehmen Flair Fashion in Südkorea zu vergeben.“ Mit dieser Stellungnahme hat der Verwaltungsrat der Adler Bekleidungswerk AG jetzt gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie in einer der taz zugeleiteten Anzeigenvorlage (siehe Dokumentation und taz–intern unten) auf die Brandanschläge der „Roten Zora“ gegen acht Verkaufsmärkte der deutschen Textilfirma reagiert. Auf die von der Roten Zora und auch nicht–militanten Gruppen er hobenen Vorwürfe bezüglich der Arbeitsbedingungen im südkoreanischen Iri geht die kurze Stellungnahme nicht explizit ein. Es wird jedoch wie schon in früheren Verlautbarungen auf den Bericht einer katholischen Untersuchungskommission des Bistums Iri verwiesen, der der „Flair Fashion“ überdurchschnittlich hohe Löhne bescheinigt habe. Die Auftragsbücher bei Flair Fashion sind allerdings noch gut gefüllt, und in den vergangenen Jahren sorgte das Problem übermäßig vieler Überstunden dort mit Sicherheit für mehr Aufsehen als das drohender Entlassungen wegen Arbeitsmangel. Bemerkenswert ist an der Reaktion des Managements vielmehr, mit welcher Selbstverständlichkeit in Haibach die unerträglichen Arbeitsbedingungen anderer koreanischer Industriebetriebe zum Maßstab für eigenes Handeln gemacht werden. Das koreanische Arbeitsrecht, das sicher zu den arbeitgeberfreundlichsten der Welt zählt, gestattet eine Arbeitszeit von maximal 48 Stunden die Woche. Doch selbst der von der Firmenleitung zitierte Bericht eines katholischen Paters kam bei spontanen Stichproben auf durchschnittliche Arbeitszeiten von neuneinhalb bis zehneinhalb Stunden pro Tag– bzw. Nachtschicht. Zugegeben, bei anderen, rein koreanischen Unternehmen ist dies die Regel, Flair Fashion bezahlt die Überstunden, andere tun es nicht. Flairfashion–Arbeiterinnen kommen mit diversen Zuschlägen auf Monatsgehälter, von denen die Beschäftigten im Industriegürtel von Seoul nur träumen können, aber sie müssen auch als einzige nachts nähen, und auch die mit dieser Schufterei erreichten Löhne liegen bei nur einem Viertel der in Europa üblichen. Seit mehreren Jahren versuchen Arbeiter in vielen südkoreanischen Betrieben, unabhängige Gewerkschaften aufzubauen, und auch bei Flair Fashion in Iri hatte eine Vollversammlung von 800 von 1.700 Beschäftigten bereits im vergangenen Jahr den Vorsitzenden der staatliche anerkannten Betriebsgewerkschaft abgewählt. Das Arbeitsministerium erkannte die Gültigkeit der Sitzung aus verfahrenstechnischen Gründen jedoch nicht an. Die zwölf Arbeiteraktivistinnen, die die Proteste gegen dieses Abkommen anführten, werden von Adler als „katholische Splittergewerkschaft“ diffamiert und entlassen. Während selbst der mit eiserner Faust geführte Hyundai–Konzern in Korea inzwischen eine unabhängige Gewerkschaft anerkennt, die Regierung laut über ein Mindestlohnsystem nachdenkt, stellt sich das Adler–Management auf den Standpunkt: Eine Wiedereinstellung der Entlassenen kommt nicht in Frage. Foto: Paul Glaser

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