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I N T E R V I E W Schwarze abwählen

■ Bessere Chancen ohne Koalitionsaussage für die Grünen

taz: Die Grünen in Schleswig– Holstein sind Partei in einem Flächenland. Wenn man eure Diskussionen, das Njet zur Koalition mit der SPD und die Hamburger Linie, die ihr in abgeschwächter Form vertretet, verfolgt, hat man den Eindruck, bei euch handele es sich um eine Stadtpartei. Lars Hennings: Ich sehe die Partei ganz anders. In den letzten zwei, drei Jahren machen wir hier die interessantesten landwirtschaftlichen Veranstaltungen. Da haben wir dann durchaus mal 150 Bauern im Saal. Die letzten Wahlergebnisse (Bundestagswahl) haben gezeigt, das es einen Ausgleich gibt. Das Hamburger Umland lag bei 8,5 Prozent, in den sonstigen Flächenkreisen kamen die Grünen auf 7,5 und in Kiel sogar auf 10 Prozent. Nur in Dithmarschen und in Ost–Holstein war unser Ergebnis noch ziemlich mies. Mit den Tolerierungsangeboten an die SPD habt ihr euch ja in die Nähe der GAL begeben. Eure beiden Prüfsteine für die SPD (AKW–Ausstieg und Mülltransport–Stopp) hat die SPD auch im Wahlprogramm. Warum verweigert ihr trotzdem eine mögliche Koalition? Größere Beteiligung als Tolerierung, also eine Koalition, bedeutet eine größere Nähe zur SPD, und die sehen wir nicht. Und das sieht die SPD ja auch so. Hier besteht Übereinstimmung, und da brauchen wir gar nicht drüber zu diskutieren. An Hessen haben wir schließlich gesehen, daß eine Hochzeit von SPD und Grünen auch in der Gesellschaft nicht als das ganz große Glück gesehen wird. Deshalb hat es ja einen vernünftigen Grund, das alles langsamer anzugehen. In Hamburg hat die Wahlniederlage der GAL zu Zerreißproben geführt, die in Spaltung enden könnten. Macht euch das nicht Angst? Also Streit ist ja besser wie tote Hose. Das zur GAL. Wir haben die Einschätzung, daß die Schwarzen eher abzuwählen sind, wenn wir keine Koalition machen. Im übrigen haben wir keinen Tolerierungskatalog wie die GAL, sondern zwei Prüfsteine: Erstens, den Ausstieg aus der Atomenergie innerhalb eines Jahres und zweitens den Stopp der Mülltransporte nach Schönberg - was sich fast von selbst erledigt. Gibt es da eine Einigung, dann kann bei der Landesdelegiertenkonferenz über weitere Punkte diskutiert, eine Weichenstellung vorgenommen und vernünftige Kompromisse gefunden werden, um so die Kooperation zu gestalten.

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