: Ortega schrieb an Militärzug–Opfer
■ US–Marinezug soll Friedensdemonstranten absichtlich überrollt haben / Kongreßabgeordneter fordert Untersuchung an
Concord/Managua (afp) - An dem Unfall des amerikanischen Friedensdemonstranten Brian Wilson, der am Dienstag unter einen Zug geraten war, ist nach Meinung seiner Freunde die US– Marine schuld. Vor der Presse äußerten sie am Mittwoch den Verdacht, der Lokführer habe Anweisung gehabt, vor den Blockierern auf den Gleisen nicht zu stoppen. Der Vietnam–Veteran Wilson hatte den Transportzug mit Munition für Kriegsschiffe, die zum Einsatz vor der nicaraguanischen Küste auslaufen sollten, anhalten wollen und sich mit zwei weiteren Demonstranten auf die Schienen gesetzt. Dabei war er von der Lokomotive überrollt worden und verlor einen Unterschenkel und einen Fuß. Auch der kalifornische Kongreßabgeordnete Don Dellums hat das „unbesonnene Verhalten“ der Marine kritisiert. In einem Telegramm an die Friedensdemonstranten kündigte der Parlamentarier an, er werde die Regierung zu einer genaueren Untersuchung des Vorfalles auffordern. Demgegenüber bestritt der Kommandant des Marinestützpunktes, Kapitän Lonnie Cagle, daß der Zugführer Anweisung gehabt habe, ohne Rücksicht auf die Demonstranten durchzufahren. Demonstranten berichteten, der Zug, der etwa 30 Kilometer pro Stunde fuhr, habe seine Geschwindigkeit nicht verringert, sondern sei direkt auf die auf den Schienen sitzenden Menschen zugefahren. Während andere Demonstranten zur Seite sprangen, wurde Wilson vom Zug erfaßt. „Erschüttert“ über das Unglück hat sich auch Nicaraguas Staatspräsident Daniel Ortega geäußert. „Dein Opfer spricht mit lauter Stimme vom Edelmut des nordamerikanischen Volkes, das sich in seiner großen Mehrheit der Gewalt widersetzt“, schrieb Ortega am Mittwoch in einem Brief an den schwer verletzten Wilson.
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