piwik no script img

K O M M E N T A R Immerhin etwas

■ Deutsch–deutsche Abkommen: Ost–West–Harmonie

Vieles erscheint im Verhältnis zwischen DDR und Bundesrepublik seitenverkehrt. Der durchschnittliche DDR–Bürger träumt vom Schlaraffenland und vom Verreisen; das Empfinden, einem abgeteilten Stück Nation anzugehören, ist daher sehr lebendig. Der westliche ZDF–Konsument hingegen identifiziert „Deutsch“ mühelos mit seinem Staat; die DDR ist vertraut, weil sie manchmal Sportwettkämpfe mit Deutschland ausficht. Bei den politischen Führungen ist es umgekehrt. Der Schmerz über die Teilung wurde nicht nur im Grundge Nun haben beide Seiten recht bekommen. Honecker kann seinen Staat als endgültig anerkannt sehen, Kohl an der Wiedervereinigung festhalten, indem er sie der Geschichte anvertraut. Die Formulierungen sind meisterhaft, und wenn die Begegnung der beiden Staatsmänner dennoch etwas verkrampft blieb, lag das vielleicht an der traditionellen Abneigung zwischen Saarländern und Pfälzern. Handfest wurde es in den Sachfragen. Die drei Abkommen enthalten große Versprechungen und lassen kleine Verbesserungen vorhersehen. Die Systeme verzahnen sich schrittweise. Es ist für die beteiligten Wissenschaftler schön, wenn Informationen zugänglich werden, wenn man leichter fachsimpeln kann und erfährt, was die Kollegen so machen. Vielleicht ergibt sich die eine oder andere Zusammenarbeit, wenn hüben die Amerikaner nicht mosern und drüben die üblichen Einschränkungen fallen. Das Umweltschutzabkommen dagegen ist großartig. Dem Text nach müßten beide Staaten nun wirklich entschlossen alle Umweltprobleme beseitigen, so weit sie bekannt sind. Bescheidener gesagt: Vielleicht wird nun wirklich der Salzgehalt der Werra ein wenig gesenkt, vielleicht erhält die Mülldeponie Schönberg ein neues Wärterhäuschen. Die gemeinsame Erforschung der Ursachen des Waldsterbens macht sogar Hoffnung, daß man hinterher weiß, ob es an der Luftverschmutzung oder der geringen Widerstandskraft der Bäume gelegen hat. Die deutlichste Verzahnung west–östlicher Interessen wird im Strahlenschutzabkommen erkennbar. Die kleinlichen Scharmützel nach Tschernobyl sind zu Ende. Die Atomlobbys beider Seiten werden messen, abstimmen und informieren, wenn Rheinsberg oder Stade hoch gehen. Das kann - hoffnungsvoll gesprochen - ebenso viel schutz vor Katastrophen bringen wie der Wetterbericht vor Hagel. Also immerhin etwas. Erhard Stölting

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen