: P O R T R A I T Uwe Barschel: Bewunderer von Admiral Dönitz und John Wayne
■ Vorlieben eines (Noch–)Ministerpräsidenten: Law & Order und Altnazis, Pinochet
Kiel (taz) - „Ich war ein aufmüpfiger Schüler“, gestand Uwe Barschel vor zwei Tagen im Privatradio RSH. Den Gipfel der Aufmüpfigkeit hatte er als Schulsprecher des Gymnasiums Geesthacht/Elbe mit einer Einladung an den Hitler–Nachfolger Großadmiral Dönitz erreicht. Das war Anfang der sechziger Jahre. 1980 - Barschel war inzwischen Innenminister - starb Dönitz; Barschel nahm an der Trauerfeier teil. Mit 16 Jahren trat der heute 43jährige Barschel in die CDU ein, mit 26 war er Dr. jur., mit 29 Dr. phil., mit 23 Landesvorsitzender der CDU, mit 25 stellvertretender CDU–Landesvorsitzender, mit 29 Fraktionsvorsitzender im Landtag, mit 35 Jahren Finanz– und Innenminister, mit 38 Ministerpräsident. Über seine Frau Freya ist er mit dem Fürstenhause Bismarck verwandt; seit sein Schwager wegen Betruges im Gefängnis sitzt, haben CDU und Regierung aufgehört, mit Barschels Draht zum Adel zu renommieren. Für sein soziales Profil hat er das „Ehrenritterkreuz“ des Johanniter–Ordens bekommen. Ferner ist der Doppeldoktor (“Ich habe auf meinem Grundstück ein Biotop“) Träger der „Goldenen Ameise“. „John Wayne trat unerschrocken für Recht und Gesetz ein“, vertraute der Innenminister 1981 der Welt an und forderte „härtere Strafen und einen schärferen Strafvollzug“ sowie einen bundesweiten Meldedienst für Störer. 1976 freut er sich, daß „den Kommunisten in Chile das Handwerk gelegt“ wurde und ärgert sich, daß SPD–Parteitage in einer Zeit stattfinden, in der „anständige Bürger ihre Gefallenen ehren“ - am Volkstrauertag. Bundespolitik machte er vor der Brokdorf–Demo im Februar 1981. Er heizte die Bürgerkriegshysterie im Vorfeld an, verbot die Demonstration und wartete keineswegs die Überprüfung dieses Verbots durch das Bundesverfassungsgericht ab, sondern zeigte Demo–Anmelder Jo Leinen sofort wegen Landfriedensbruchs an. Jurist Barschel ist Autor des maßgeblichen Kommentars zur Landesverfassung und hat sich damit seinen Handlungsrahmen selbst geschrieben. Als Fraktionsvorsitzender forderte er in einem Parteipapier, daß in der „Beförderungspraxis sichtbar - und zwar geräuschlos - werden muß, daß unsere Regierung CDU–Freunde am besten für geeignet hält, CDU–Politik zu verwirklichen“. Das ist gelungen: Außer SPD, Grünen, Gewerkschaften und Arbeiterwohlfahrt ist praktisch jede Institution in Schleswig–Holstein fest in schwarzer Hand. Karl Eilhardt
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