: Schneisen schlagen
■ Zu den Eureka– und Weltraumprojekten
Das europäische Weltraumprogramm (ESA) ist kein Teil von „Eureka“, und das europäische Technologie–Programm ist keine irdische Anwendung der ESA–Pläne. Ähnlichkeiten sind trotzdem augenfällig. In beiden Fällen werden Milliardensummen an Steuergeldern der für den Normalverbraucher heftig beschworen und gleichzeitig hinter den Horizont seines Beurteilungsvermögens geschoben. Nutzlose Investitionen, das ist das gemeinsame Übel von „Eureka“ und dem Weltraumprogramm. Aber das ist noch das geringere Problem, denn „nutzlos“ heißt nicht „folgenlos“. Mit den Finanzmitteln werden Schneisen in den öffentlichen Bedarf an technischen Waren geschlagen, in denen die „Abfallprodukte“ aus Weltraumforschung und Eureka–Hochtechnologie gerade gut Platz haben. Wer sie braucht, wird dann nicht mehr gefragt, ist nie gefragt worden. Konsumwünsche, Kommunikationsstrukturen, ja, alle Bereiche des menschlichen Zusammenlebens werden umgewälzt, um der grenzenlosen Kapitalverwertung Platz zu schaffen. Alte Produkte verschwinden vom Markt, neue machen sich breit, scheinbar naturwüchsig, in Wirklichkeit aber von langer Hand eingeleitet und von den Verbrauchern selbst mitfinanziert. In diesem Licht gesehen, wäre die Wirkungslosigkeit der Großprojekte, ob nun Weltraum oder Eureka, noch ihre größte Tugend. Imma Harms
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