: Trafo bei WAA–Gelände angezündet
■ Brandanschlag bei Wackersdorf verursacht eine Million Mark Sachschaden / 500 WAA–Gegner folgen dem Aufruf „Feuerwerk am Bauzaun - schlaflose Nächte für die Bullen“ / Zehn vorläufige Festnahmen
Von Wolfgang Gast
Nürnberg (taz) - In der Nacht von Freitag auf Samstag verübten Unbekannte um 22.53 Uhr einen Brandanschlag auf ein Umspannwerk der Ostbayerischen Energieversorgungsunternehmen (OBAG). Bei dem Anschlag auf das Trafohäuschen in Rauberweiherhaus in unmittelbarer Nähe zum WAA–Gelände entstand ein Sachschaden von über einer Million DM. Die 20–Kilovolt–Schaltanlage wurde erheblich beschädigt und die Nordwand des Gebäudes nach außen gedrückt, so daß sie vollkommen einstürzte. Personen wurden dabei nicht verletzt. Aufgrund von Glassplittern im Innern des Gebäudes und dem Fund eines Plastikkanisters im nahegelegenen Wald schließen die Ermittler der Sonderkommission „Energie und Bahn“, daß die Unbekannten eine Scheibe eingeworfen und anschließend eine brennbare Flüssigkeit ins Innere geschüttet haben. Die Ermittlungen dauern noch an. Über 500 WAA–Gegner folgten in der Nacht von Samstag auf Sonntag dem Aufruf „Feuerwerk am Bauzaun - schlaflose Nächte für die Bullen“. Zu der nächtlichen Aktion hatten in den letzten Wochen Unbekannte mit einem Flugblatt in ganz Bayern aufgerufen. Die Demonstranten trafen sich gegen 21 Uhr am Franziskusmarterl und bogen in Richtung Tor 1 des Bauzauns. Die Polizei hatte starke Kräfte zusammengezogen, darunter Wasserwerfer und Sondereinsatzkommandos aus Nürnberg und München mit schußsicheren Westen und neuartigen Schlagstöcken. Gegen 22.30 Uhr bildeten die Beamten einen Kessel und setzten die Demonstranten für eine halbe Stunde fest. Vereinzelt wurden Böller und Raketen gezündet, nach Angaben der Polizei sollen Steine gegen den Bauzaun geworfen worden sein. Ein Polizeisprecher erklärte dazu, gegen 22 Uhr seien erste Anzeichen für gewalttätige Handlungen beobachtet worden, die „durch starke Polizeikräfte unterbunden“ worden seien. Die Demonstranten hätten über hundert Gegenstände zurückgelassen, darunter zwei Sägen, Motorradmützen, Böller und Raketen. Drei Personen wurden festgenommen, unter anderem wegen des Tragens eines Nietenarmbandes. Gegen 1.20 Uhr wurden am nahegelegenen Altenschwander Bahnhof sieben Punks festgenommen. Sie sollen reflektierende Strahler an Bundesbahneinrichtungen abmontiert und die Signalanlagen mit gezielten Steinwürfen beschädigt haben. Alle Festgenommenen befanden sich am Sonntag mittag wieder auf freiem Fuß.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen