: Neue Vorwürfe gegen Barschel
■ Pfeiffer im Spiegel: Mit dirty tricks gegen die Grünen / Neues zur Bespitzelung der UWSH
Berlin/Hamburg (ap/taz) - Barschel guckt weiter in den Spiegel: Das Hamburger Nachrichtenmagazin richtet in seiner heute erscheinenden Ausgabe neue Vorwürfe gegen den Noch–Ministerpräsidenten aus Kiel. Der Pfeiffer des Regierungschefs aus der Kieler Presseabteilung hat danach auch ein politisches Störfeuer gegen die Grünen durchgeführt. Nach Pfeiffers Angaben soll Ministerpräsident Barschel eine gefälschte Pressemitteilung der Grünen „sinngemäß vorformuliert“ haben, um einen Keil zwischen die SPD und die Grünen zu treiben. In dem gefälschten Text, der tatsächlich von Pfeiffer in Umlauf gebracht wurde, geht es darum, daß sich SPD–Gegenkandidat Engholm sechs Monate vor der Wahl durch den evangelischen Probst Hasselmann in Lübeck taufen ließ. Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar und Bericht auf Seite 4 Überschrift der gefälschten Presseerklärung des Landesgeschäftsführers der Grünen, Schomaker: „Engholms Taufe eine peinliche Wahlkampfmasche“. Pfeiffer, der dem Spiegel das Original der Fälschung inzwischen überreichte, schwört, daß Barschel die Pressemitteilung „sinngemäß vorformuliert hat“. Neue Einzelheiten präsentiert das Hamburger Magazin aber auch zu den schon bekannten Vorwürfen einer Zersetzung der rechten Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWSH). Barschel soll von den Intrigen, die Pfeiffer im Vorstand der Wählergemeinschaft inszenierte, gewußt haben. Er soll sich sogar ge genüber Dritten dazu geäußert haben. Und zwar zu einem Zeitpunkt, als öffentlich noch gar nichts davon bekannt gewesen sein kann. In einem Gespräch mit dem Wahlkreiskandidaten der UWSH in Lauenburg, Wachholtz, das Barschel am 18. Februar führte, soll er den UWSH– Mann gefragt haben, ob er schon wisse, daß „Guldager den Schlee feuert“. Beide waren im Vorstand der UWSH. So jedenfalls berichten es laut Spiegel Vorständler der UWSH. Die Zwietracht, die Pfeiffer zwischen den Vorständlern gesät hatte, führte damals zum Parteiaustritt Schlees und zur Schwächung des UWSH. Die von Barschel zur Steuerbespitzelung von Engholm abgegebene Erklärung zieht der Spiegel ebenfalls in Zweifel; Barschel hatte behauptet, bei den Zahlen handele es sich um für jeden zugängliche Informationen, die sich aus der Stellung Engholms ergäben, und nicht um einen Bruch des Steuergeheimnisses. Engholm selbst betont jetzt im Hamburger Magazin, daß die Ermittlung seiner Bezüge in den letzten fünf Jahren inclusive der Berechnung des Übergangsgelds, das ihm als ehemaligem Bundesministers zustand, so kompliziert sei, daß die Zahlen in der von Barschel–Referent Asmussen gemachten Aufstellung nur aus dienstlichen Quellen stammen könnten. Ungeachtet der neuen Beschuldigungen gegen Barschel beginnen heute die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und FDP. Daran nimmt offenbar auch der parlamentarische Staatssekretär aus dem Bundesverteidigungsministerium, Würzbach, teil. Er wurde bereits als möglicher Nachfolger Barschels genannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen