: D O K U M E N T A T I O N Glasnost und Reisefreiheit für DDR
■ Probst forderte auf der Synode der ev. Kirche in Görlitz, die Abgrenzung aufzuheben
Am Dienstag abend ging in Görlitz/DDR die Synode des Bundes der evangelischen Kirchen in der DDR zuende. Im Mittelpunkt stand ein Antrag des Erfurter Probstes Heino Falcke. Der Antrag, der keine Mehrheit fand, hatte bereits im Vorfeld für helle Aufregung gesorgt. Die Synodalen waren von staatlichen Stellen in Briefen und Gesprächen darum gebeten worden, sich gegen diesen Antrag auszusprechen. Der Staat hält das Papier für eine „Provokation anarchistischer Kräfte“. Die Synode soll eintreten für: A - die volle Wiederherstellung der Reisemöglichkeiten zwischen Polen und der DDR entsprechend der Praxis von 1972 bis 1980 - die öffentliche Thematisierung einer anzustrebenden Freizügigkeit zwischen den sozialistischen Staaten Europas B - die rechtlich garantierte Reisefreiheit in westliche Länder für alle DDR–Bürger unabhängig von Alter, beruflicher Stellung, familiären Anlässen und politischer Einstellung - die Offenlegung und gesellschaftliche Diskussion der wirtschaftspolitischen, speziell finanzwirtschaftlichen Probleme im Blick auf die Reisepraxis gegenüber westlichen Ländern C - die Aufhebung politisch begründeter Einreiseverbote für Personen aus dem Ausland einschließlich ehemaliger DDR–Bürger - ein öffentliches Gespräch über gesellschaftspolitische Veränderungen, die geeignet sind, ehemalige Bürger zur Rückkehr zu motivieren D - die unverzügliche Einführung von Begründungen im Fall der Ablehnung von Reiseanträgen - eine Diskussion über die Einführung arbeitsrechtlich verankerter Garantien, sich gegen Kontaktverbote und -meldepflichten im Blick auf Personen aus dem nichtsozialistschen Wirtschaftsgebiet verwahren zu können E - den kirchlichen Verhandlungsgrundsatz gegenüber dem Staat: Die ökumenische Reisepraxis muß vorrangig Sache der Gemeinden werden - die geistliche Problematisierung der Tatsache, daß die Behandlung der ökumenischen Kontakte als Dienstreisen die Kirche Christi zu einem Betrieb macht.
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