I N T E R V I E W „Arroganz wie aus Pretoria“

■ Winnie Mandela ist gegen die Ausstrahlung des Fernsehfilms über ihre Familie und protestiert gegen die Kommerzialisierung ihres Kampfes gegen Rassismus

taz: Frau Mandela, was halten Sie von dem Film? Mandela: Ich bin sehr empört und entsetzt, daß jemand absichtlich den ANC für seine eigenen Ziele benutzen kann und gleichzeitig behauptet, daß das im Interesse der Organisation ist. Wie kann er einen Film über mich und meine Familie drehen, ohne mich oder irgendein Mitglied meiner Familie zu Rate zu ziehen? Daß dieses ganze Projekt uns aufgezwungen wird, ist eine Beleidigung. Der Regisseur des Films behauptet aber, daß er nicht gegen ein Copyright–Gesetz verstößt. Das war nie die Frage. Es geht mir nicht um das Copyright. Ich bin gegen den Gebrauch des ANC und meiner Familie angeblich im Interesse des ANC. Ich bin gegen das ganze Projekt. Was mich betrifft hat dieser Film kein Recht, überhaupt ausgestrahlt zu werden. Wir haben unser Leben lang dagegen gekämpft, daß andere für uns entscheiden. Wir haben in diesem Land eine Regierung, die behauptet zu wissen, was wir wollen, ohne uns zu konsultieren. Es hat mich entsetzt, daß im Ausland versucht wurde, unseren Präsidenten Oliver Tambo um seine Zustimmung für das Projekt zu bitten. Tambo war vollkommen dagegen. Daß die Regisseure trotzdem weitergemacht haben, ist genau die Arroganz, die wir aus Pretoria kennen. Aber diese Leute handeln nicht im Interesse des ANC oder unserer Familie. Was uns betrifft ist dies ein rassistisches Projekt. Diese Leute haben sogar beschlossen, wer uns spielen soll, ohne uns zu konsultieren, obwohl wir noch am Leben sind. Aber was können Sie dagegen tun? Ich habe meinem Rechtsanwalt den Auftrag gegeben, diesen Film zu stoppen. Die haben einfach kein Recht, mich und meine Familie abzubilden, ohne mich zu konsultieren. Die sollten an die Öffentlichkeit treten, und meinem Volk, meinem unterdrückten Volk erklären, in wessen Interesse sie handeln. Jemand, der im Interesse des ANC und meiner Familie handelt, würde nichts tun, was uns nicht gefällt. Aber die sind eben Weiße, sie wissen ja, was wir Schwarzen wollen. Wir haben es satt, von weißen Rassisten ausgebeutet zu werden, die so tun, als ob sie in unserem Interesse handeln, wenn sie in Wirklichkeit ihre eigenen Ziele verfolgen. Den Eindruck zu erwecken, daß der ANC dieses Projekt gutgeheißen hat, ist eine Lüge. Der ANC hat den Kampf nie kommerzialisiert. Interview: Hans Brandt