: Der Golfkrieg flammt erneut auf
■ Irak greift mehrere Tanker an / Die USA versenken das letzte Woche von ihnen als Minenleger aufgebrachte iranische Schiff „Iran Ajr“ / Vorerst kein Waffenembargo / Stoppt China Waffenlieferung an Iran? / Angeblich baute der Iran eine Giftgaspipeline
Manama/Bagdad (afp) - Der Irak setzte nach der Verschiebung des Waffenembargos gegen den Iran am Wochenende seine Angriffe gegen Tanker im Golf verschärft fort. Auch am Sonntag meldete Radio Bagdad wieder Angriffe auf zwei „bedeutende Seeziele“, womit im irakischen Sprachgebrauch im allgemeinen Tanker gemeint sind. Am Samstag morgen hatte die irakische Luftwaffe nach Berichten von Radio Bagdad bereits zwei Öltanker angegriffen. Am Samstag hatte Radio Teheran auch über einen irakischen Luftangriff auf die iranische Provinz Chusistan berichtet. Dabei seien zehn Personen getötet worden. Radio Teheran meldete den Abschuß von zwei irakischen Mirage F–1–Kampfflugzeugen. Unterdessen wurden die 26 Überlebenden der Besatzung des iranischen Schiffes „Iran Ajr“ und die Leichen der drei getöteten Matrosen in ihre Heimat geflogen. Die „Iran Ajr“ war am Montag von US–Hubschraubern beschossen worden, weil sie, nach amerikanischen Aussagen, Minen gelegt hatte. Der Iran bestreitet dies. Die USA haben die „Iran Ajr“ inzwischen versenkt. Der Iran richtete daraufhin eine formelle Anfrage an die USA, ob dies eine offizielle Kriegserklärung darstelle. Nach einer in Paris empfangenen Sendung von Radio Tehran will das Land vor internationalen Gerichten Klage erheben, um „eine Verurteilung der USA zu erreichen“. Davon unabhängig sei mit Vergeltungsmaßnahmen zu rechnen. UNO–Generalsekretär Javier Perez de Cuellar erhielt nach der Verschiebung des Waffenembargos durch die fünf ständigen Mitglieder des UNO–Sicherheitsrates den Auftrag, seine Bemühungen um einen Waffenstillstand fortzuführen. Allerdings enthält das Kommunique der „fünf Großen“ die Ankündigung „zusätzlicher Maßnahmen“, falls die Sicherheitsratsresolution 598 für Feuereinstellung und Friedensverhandlungen nicht „schnell und vollständig“ angewandt werde. Die Volksrepublik China - größter Waffenlieferant des Iran - ist offensichtlich bereit, ihre Waffenexporte nach Teheran einzustellen. Dies entneh men Diplomaten den Äußerungen Ministerpräsident Zhao Ziyangs bei einem Interview mit der US– Fernsehstation NBC. Er erklärte, Peking werde auch verhindern, daß chinesische Waffenexporte in andere Länder auf Umwegen in den Iran oder den Irak gelangen. Iran hat nach Angaben der irani schen Widerstandsorganisation Volksmudjaheddin eine Rohrleitung errichtet, durch die bei künftigen Offensiven gegen den Irak Giftgas an die Front gebracht werden soll. Ein Sprecher der Organisation teilte auf einer Pressekonferenz in der UNO mit, das Regime in Teheran wolle außerdem „tödliche Chemikalien“ in Artillerie–Geschossen und Raketen einsetzen. Die iranische Regierung hatte in der Vergangenheit immer wieder den Irak beschuldigt, das völkerrechtlich geächtete Giftgas einzusetzen. Die Pipeline sei bereits mit Erfolg getestet worden.
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