Adler macht Zugeständnisse

■ Lohnerhöhungen für Südkoreanerinnen teilweise schon vor den letzten Anschlägen der „Roten Zora“

Von Helga Lukoschat

Berlin (taz) - Nach Berichten aus Südkorea hatte die Firmenleitung des Textilkonzerns Adler bereits einige Zeit vor dem jüngsten Brandanschlag auf einen ihrer bundesdeutschen Modemärkte wesentliche Forderungen der ArbeiterInnen in der südkoreanischen Adler–Niederlassung „Flair Fashion“ erfüllt und war über andere Zugeständnisse schon in Verhandlungen getreten. Unmittelbar nach der erfolgreichen „Zündelei“ der „Amazonen“, einer Schwesterorganisation der „Roten Zora“, am 11. September in Berlin, hatte die Firmenleitung jedoch verkündet, die Zugeständnisse seien erst eine Reaktion auf die Anschläge in der BRD gewesen. In einer ungewöhnlichen Pressemitteilung hatte Adler erklärt, man werde sich der „Gewalt terroristischer Gruppen“ beugen. Alle Forderungen der südkoreanischen ArbeiterInnen nach Lohnerhöhung, freien Betriebsratswahlen und Wiedereinstellung zwölf entlassener Aktivistinnen, die sich die „Rote Zora“ und „Amazonen“ zu eigen gemacht hatten, würden erfüllt werden. Nach Informationen der koreanischen Frauengruppe Westberlin, die mit Solidaritätsgruppen in Südkorea in kontinuierlichem telefonischem Kontakt steht, wurde aber nach dem Streik der ArbeiterInnen Mitte August bereits Ende August eine 20prozentige Lohnerhöhung zugestanden. Am 23. August kam es erstmals zu Verhandlungen mit den zwölf nach einem Streik im April entlassenen ArbeiterInnen, nachdem diese öffentlichkeitswirksam vor der bundesdeutschen Botschaft in Seoul für ihre Wiedereinstellung demonstriert hatten. Allerdings wurde ihnen nicht die Rückkehr an ihren alten Arbeitsplatz angeboten, sondern eine „Abfindung“ in Höhe von etwa 10.000,–– DM, die die Frauen jedoch ablehnten. Nach der Betriebsratswahl vom 14. September, bei der erstmals eine Vertreterin einer freien Gewerkschaft kandidieren konnte und erwartungsgemäß mit großer Mehrheit gewählt wurde, hatte Adler das Angebot an die Entlassenen auf 35.000 DM erhöht. Zwei Frauen bestehen nach wie vor auf Wiedereinstellung. Nach diesen Informationen hätten also die sich wandelnden politischen Verhältnisse in Südkorea und der Druck der ArbeitInnen selbst den entscheidenen Anteil an den Konzessionen von Adler. Beim BKA und dem Berliner Staatsschutz hatte man auf die Adler–Presseerklärung recht pikiert reagiert. „Man hat uns nicht gefragt, ob eine solche Erklärung gut ist“, meint BKA–Sprecher Falk, „aber wenn man uns gefragt hätte, hätten wir dringend davon abgeraten. Das ist doch quasi eine Ermutigung gewesen.“