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Letzte Chance

■ Die DKP im Schatten Gorbatschows

Seit sich die Deutsche Kommunistische Partei im Anschluß an das KPD–Verbot in den 60er Jahren neu konstituierte, läuft sie im Bewußtsein der Bundesdeutschen permanent gegen eine real existierende Mauer. Der Hinweis auf die DDR genügte gemeinhin, um der DKP jede Chance zu nehmen, zu einer relevanten politischen Größe zu werden. Die Partei tat das ihre dazu und hielt bereitwillig für jede politische Dummheit und Supermachtarroganz von Ost–Berlin und von der UdSSR den Kopf hin, statt mit ihren westeuropäischen Bruderparteien über eigene Wege zum Sozialismus nachzudenken. Dieser Politik setzt die Führung der Partei nun die Krone auf: Vor die Wahl gestellt, sich dem auch im Westen fast schon geliebten Gorbatschow anzuschließen oder Gewehr bei Fuß weiterhin dem drögen Preußen–Sozialismus Ost– Berliner Prägung zu huldigen, entscheidet man sich für letzteres. Kein Wunder, daß selbst für das disziplinierte deutsche Proletariat damit der Rubikon überschritten ist. Die Basis der DKP meutert, weil sie mitansehen muß, wie die bürgerliche Presse Gorbatschow vor ihrer eigenen Parteiführung in Schutz nehmen muß. Die einmalige Chance der Partei, im hellen Glanz des Gorbatschowschen Charisma aus ihrem bisherigen 0,5 die um ihren Scheck aus Ost–Berlin fürchten. Wenn das das Erbe von Marx, Engels, Liebknecht und Luxemburg ist, wird die DKP bleiben, was sie Zeit ihrer Gründung war: ein Sandkasten für Blaumann–Nostalgiker. Jürgen Gottschlich

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