Selbstmord

■ Zum Untergang von Uwe Barschel

Der Selbstmord eines Politikers, dieses Politikers vor allem, nötigt abrupt Deutungen und hämische Spekulationen über Motive auf. Aber bei jedem, also auch bei Barschel, sollte die Würde einer solchen Entscheidung nicht abgesprochen werden. Was in einem Menschen vorgeht, der, vom Unfalltod bedroht, in kürzester Zeit in den sozialen Tod gerät, mag man sich vorstellen. Auf einem anderem Blatt steht jedoch die Logik von Barschels Untergang. Seine Partei, die den Wahlkampf mit dem Unfallopfer Barschel bestritt, wollte opfern. Doch die Meldung aus Genf erscheint als erschreckend konsequent: Die CDU hat in den letzten Tagen wieder gezeigt, wie sie mit glücklosen Parteiführern verfährt. Wer die Fortüne verliert, wird rabiat ins gesellschaftliche Aus getrieben. Es wird der schleswig–holsteinis nicht auftauchte, was allenfalls in der Beschleunigung deutlich wurde, mit der Barschel fallengelassen wurde: die Angst. Die Affäre Barschel war genau an dem Punkt, an dem die mafiosen Strukturen der nördlichen CDU zum Thema wurden. Geopfert werden mußte, die Existenz staatlicher Pfründe stand auf dem Spiel. Die Welle von Haß all der Barschelfreunde, die jetzt um den sicheren Platz im Rettungsboot bangten, spürte ja auch die Öffentlichkeit. Die Opferung von Barschel schließlich ist die einzige Methode, jene mit seinem Namen behaftete Affäre nicht aufzuklären. Ein trübes Ende: letzte Etappe des Kampfes um die Macht in der Badewanne eines Genfer Hotels. Klaus Hartung