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Da lacht der Kabeljau: Giftschiff im Fischernetz

■ Verbrennungsschiff „VulkanusII“ manövrierunfähig in der Nordsee / Schiffsschraube war in dänisches Fischernetz geraten / Erfolgreiche Protestaktionen von Greenpeace und 30 Fischkuttern auf hoher See

Berlin (taz/dpa/afp) - Das größte Giftmüll–Verbrennungsschiff der Welt, die „Vulkanus II“, ist am Sonntag abend dänischen Fischern buchstäblich ins Netz gegangen. Gemeinsam mit dem Greenpeace–Schiff „Sirius“ hatten 34 Schiffskutter den Entsorgungsriesen auf der Nordsee etwa 100 Kilometer nördlich der niederländischen Insel Terschelling belagert. Die Fischer hatten ihre Netze ausgeworfen, um „ihrem normalen Broterwerb nachzugehen“. Dabei war die Schiffsschraube der „Vulkanus“ in eines der Netze geraten, worauf das Schiff „manövrierunfähig in der Nordsee trieb“. Der Kapitän des Schiffes stellte die Maschine ab, die Giftmüll–Verbrennung ein und hißte die Notfall–Flagge. Greenpeace sprach gestern mit breitem Grinsen von einem „bedauerlichen Unfall“. Die Reederei der „Vulkanus“, Ocean Combustion Service GmbH, giftete gegen den „gezielten Angriff“ auf das Verbrennungsschiff und kündigte Strafanzeige gegen den Eigner des dänischen Trawlers „Esbjerg 692 Pacific“ an. Die Regierung Dänemarks tritt jetzt für dafür ein, daß ab sofort kein Chemie–Abfall mehr in der Nordsee verbrannt wird. Umweltminister Christensen hat seinen Amtskollegen in allen Nordseeländern einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Für den Fall, daß ein Sofort–Stopp nicht akzeptiert werde, sprach sich Christensen in dem Brief dafür aus, die Verbrennung giftiger Chemie–Abfälle in der Nordsee vom 1. Januar 1989 an zu verbieten. Nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau gilt der dänische Vorschlag auch für das Versenken von chemischen Abfällen in der Nordsee. Greenpeace selbst hatte sich bei den Aktionen im Hintergrund gehalten, nachdem letzte Woche ein Rotterdamer Gericht den Umweltschützern 50.000 Gulden Strafe angedroht hatte. Fortsetzung und Tagesthema auf Seite 3 Das Gericht hatte Greenpeace unter Androhung der Strafe untersagt, sich der „Vulkanus II“ dichter als 100 Meter anzunähern. Nach Darstellung der „Vulkanus“–Besatzung hatte das Greenpeace–Schiff „Sirius“ die „Sabotage–Aktion“ gegen das Verbrennungsschiff koordiniert. Die dänischen Fischer hätten außerdem Magnesium–Leuchtkugeln gegen die Vulkanus abgefeuert. Die „Vulkanus“ sollte noch gestern zur Reparatur nach Rotter dam abgeschleppt werden. Dann werde die Verbrennung von 3.500 Tonnen Chemiemüll aus Spanien fortgesetzt, kündigte OCS an. Greenpeace hat für ihre Protestaktionen nicht nur die dänischen Fischer gewinnen können. Auch aus dem britischen Hafen Grimsby waren gestern vier Kutter zur Unterstützung ausgelaufen. Holländische Fischer hatten sich ebenfalls angemeldet, die deutschen Nordsee–Fischer schickten eine Solidaritätserklärung. Unterstützung kommt auch von der dänischen Regierung. Umweltminister Christensen wies ausdrücklich auf die Gefahren der See–Verbrennung hin und warnte seine Landsleute in den Schiffskuttern, nicht zu dicht an das Verbrennungsschiff heranzufahren. Bei der Verbrennung könne Dioxin freigesetzt werden. Die Proteste von Greenpeace richten sich auch gegen das Verbrennungsschiff „Vesta“, das zur Zeit ebenfalls Abfälle in der Nordsee verbrennt. Der Kapitän dieses Schiffes hatte am Freitag eine Delegation von dänischen Fischern und Greenpeace an Bord empfangen und mit ihnen über die Gift– Entsorgung auf See diskutiert. -man–

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