: Stationierungsland BRD
■ Frankreichs Präsident zur Neutronenbombe
Präsident Mitterrand, so teilte er gestern mit, ist bereit, sich für den Bau der Neutronenbombe zu entscheiden - falls es notwendig wird. An dieser Ankündigung überrascht zweierlei: zum einen, daß Mitterrand sich dieses Themas jetzt annimmt, zum anderen, daß diese Ankündigung ausgerechnet im Rahmen seines Deutschlandbesuchs erfolgt. Seit 1984 hat Mitterrand es peinlich vermieden, zu der Debatte um den Bau der Neutronenbombe Stellung zu nehmen. Auch nachdem durchgesickert war, daß der Bombenbau bis zur Serienreife entwickelt sei, und die Militärexperten aller Parteien über die verschiedenen Einsatz–Szenarien spekulierten, hielt Mitterrand sich bedeckt. Für seine plötzliche Offenheit in dieser Frage kann es nur einen Grund geben: Die Bedingungen für den Bau der Bombe haben sich im Sinne Mitterrands geändert. Da die wesentliche Frage in Frankreich immer war, wo denn die zu bauende Neutronenbombe stationiert werden soll, liegt der Verdacht nahe, daß Kohl entsprechende Anfragen Mitterrands nicht gerade kategorisch zurückgewiesen hat. Denn militärisch gesehen macht die Bombe aus der Sicht Frankreichs vor allem dann Sinn, wenn sie an der Elbe aufgebaut wird. Als sogenannte Panzerabwehrwaffe, die man eigentlich auch als verbesserte Version einer konventionellen Granate der Öffentlichkeit verkaufen könnte. Erst vor diesem Hintergrund machen Ort und Zeitpunkt des Mitterand Auftrittes Sinn - die Diskussion um die Stationierung einer französischen Neutronenbombe in der BRD soll eröffnet werden. Jürgen Gottschlich
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