Börsenkrach: Zweite Welle kommt vom Stillen Ozean

■ Zweiter Rekordsturz an der Börse in Tokio / Panikverkäufe in Hongkong und Sydney

Hongkong/Tokio/Sydney (afp/ ap/dpa/taz) - Die Konzertierte Aktion „Beruhigungspille“, mit der Politiker, Banker und Börseninsider in aller Welt versucht haben, das Montagsgeschäft positiv zu beeinflussen, ist fehlgeschlagen. Die Börsen im pazifischen Raum melden unisono dramatische Kursstürze. An der Tokioter Börse setzte sich am Montag nach einer anfänglichen Erholungsphase wieder die negative Grundstimmung der letzten Woche durch. Mit zu dem Kursverfall trug ein erneutes Nachgeben des US–Dollars am Devisenmarkt bei. In der Kulisse wurde spekuliert, daß die sogenannte Gruppe der Fünf schon bald auf einer Sonderkonferenz die Fluktuationsbandbreite für den Dollar einschränken könnte. Der 225 Aktien umfassende Nikkei–Index sackte nach einem Anfangsgewinn von 97,56 Punkten nach eineinhalb Stunden um mehr als 740 Punkte ab und stand um 2.30 Uhr MEZ auf 22.550,97. Am Samstag hatte die Tokioter Börse ein eher freundliches Gesicht gezeigt. Dies wurde darauf zurückgeführt, daß an den Märkten in den USA und Europa das Geschäft ruhte. Der Markt habe sich eine eigene Richtung gesucht, die aufgrund der Wirtschaftslage nicht negativ sein konnte. Am Ende der Morgensitzung hatte die Abwärtsbewegung fast das Rekordtempo vom Anfang letzter Woche erreicht. Der Nikkei–Index schloß die erste Sitzungshälfte mit einem Verlust von 949,41 auf 22.349,37 ab. Sofort nach Wiedereröffnung des Hongkonger Marktes, der wegen des Börsenkrachs seit letzten Dienstag geschlossen war, fielen die Kurse dort steil nach unten. Nach nur einer Viertelstunde wurde der Handel mit Terminkontrakten wieder ausgesetzt, weil der Kursverfall die für einen Tag erlaubte Marge von 150 Punkten übertraf. Der Börsenindex fiel in der ersten halben Stunde um 817 Punkte auf 2.545. Der Verlust war damit doppelt so groß wie der Rekordverfall vom 20. Oktober, der zur Schließung der Börse geführt hatte. Ingesamt sank der Hongkong–Index um mehr als 31 Prozent. Vor allem kleine und mittlere Anleger stellten sich nach Angaben von Börsenexperten auf einen weiteren Kursverfall an der Wallstreet ein, der dann nach Tokio zurückschwappen würde, und gaben Verkaufsorders auf breiter Front. Ein Totalkollaps des Wertpapier–Terminhandels konnte nur verhindert werden, weil die Hongkonger Regierung und die betroffenen Banken und Firmen über das Wochenende ein Hilfspaket über zwei Milliarden Hongkong–Dollar (470 Millionen DM) bereitgestellt hatten, um den Markt gegen Firmenzusammenbrüche als Folge des Börsenkrachs zu wappnen. Der Ruf Hongkongs als internationaler Finanzplatz stehe auf dem Spiel, wenn finanzielle Verpflichtungen nicht erfüllt würden, hieß es. Auch an der Börse von Sydney fielen die Preise in den Keller. Der dortige Index ging um 100,7 Punkte auf 1.413 zurück; ein Rückgang von 34 Prozent seit den Ereignissen vom 16. Oktober. Die Industrie– und Goldwerte hatten sich während des Tages halten können, folgten aber nach Börsenschluß in Tokio und Hongkong dem dortigen Beispiel und rissen den Index ins Bodenlose. geo Entwicklung der Hongkong Börse