: Dem „Sternmarsch“ nach Bonn mangelt es an Masse
„Mündlich haben die Parteien in den von uns besuchten Städten überall positiv reagiert. In Hamm haben selbst die CDU–Politiker unsere Resolution unterschrieben.“ Im Gesicht von Kamil Gürsoy, der am Donnerstagmorgen in Essen, kurz bevor es weiter nach Duisburg geht, eine positive Zwischenbilanz zieht, hat die inzwischen sieben Tage dauernde Tour deutliche Spuren hinterlassen. Mit ihm hoffen die etwa vierzig Dauerteilnehmer, daß ihr Hauptanliegen in Bonn von Erfolg gekrönt sein wird. Die Initiatoren des „Marsches“, die Gruppe „Türkei Information“/Devrimci–Isci, wollen die im Bundestag vertretenen Parteien dafür gewinnen, eine Parlamentarierkommission in die Türkei zu entsenden, um „auf das türkische Parlament und die Parteien dahingehend einzuwirken, daß die Forderungen des Menschenrechtsvereins erfüllt werden“. Bisher liegt allein von den Grünen eine positive Zusage vor, die SPD, so sagt Kamil Gürsoy, habe Sympathie bekundet. Kamil Gürsoy glaubt, daß die Bonner Parlamentarier gar nicht nein sagen können, denn „unsere Forderungen gegen Todesstrafe und für Amnestie sind Forderungen, die jeder Demokrat aufnehmen muß“. Am 5.11. wollen die „Marschierer“ des Nordzuges sich in Bonn mit den Genossen des Südzuges vereinen. Dann werden Dutzende von kleineren Veranstaltungen, Informationsgesprächen und Pressekonferenzen hinter ihnen liegen. Wie sie das schaffen? Nun, der „Marsch“ entpuppt sich zwischen den großen Städten weitgehend als Autokorso. In manchen Orten mangelt es schlicht an der Genehmigung der Demonstrationsroute. Ein Versäumnis der Leute vor Ort. Von Duisburg aus, so versichert Kamil Gürsoy, sei aber alles geklärt. Bis Bonn werde dann marschiert. Ähnliche Aktionen und Unterschriftensammlungen finden in anderen europäischen Ländern statt. Die in der Bundesrepublik gesammelten Unterschriften soll die bundesdeutsche Parlamentarierkommission, so sie denn zustande kommt, dem Vorsitzenden des Türkischen Parlaments übergeben. js
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen