: Sudan: Marktplatz für Atomares
■ Illegaler Handel seit den sechziger Jahren / Spaltmaterial auch für Israel, Iran und Irak
London (ap) - Sudan hat jahrelang als illegaler Umschlagplatz für Plutonium und Uran gedient, die aus zivilen Kernkraftwerken gestohlen worden sind. Der Londoner Fernsehsender 20–20 Vision meldete am Freitag, seit 1980 seien mindestens sechs Lieferungen spaltbaren Materials, das zur Herstellung von Kernwaffen geeignet sei, über Khartum gelaufen. Sie seien unter anderem für die Golfkriegsgegner Iran und Irak bestimmt gewesen. In der Sendung hieß es, der illegale Handel habe bereits in den sechziger Jahren begonnen, um Israel mit spaltbarem Material für dessen geheime Atomprojekte zu beliefern. Auch sogenannte atomare Schwellenländer wie Südafrika, Argentinien und Pakistan hätten jahrelang in Khartum spaltbares Material für ihre Vorhaben erworben. Der sudanesische Ministerpräsident Sadik el Mahdi erklärte in der Sendung, er habe von dem illegalen Markt gewußt. Händler aus verschiedenen Ländern hätten Sudan besucht, um Spaltmaterial zu kaufen, das in Khartum von internationalen Händlern angeboten worden sei. Von den Lieferungen hatte zuerst Assem Kabaschi berichtet, ein ehemaliger sudanesischer Geheimdienstoffizier, der entlassen wurde, nachdem er erklärt hatte, Mahdis Schwager sei an dem illegalen Handel beteiligt gewesen. Ein belgischer Waffenhändler, der unter dem Pseudonym „Eric“ auftrat, berichtete, er habe als Vermittler fungiert, um Plutonium und moderne Militärtechnik an Argentinien zu liefern. Die illegalen Händler hätten 1980 zwölf Kilogramm Plutonium an Irak geliefert. Das Plutonium sei in einer Lagerhalle auf dem Flughafen von Khartum in Bleifässern aufbewahrt worden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen