Gute Nachricht

■ Zum Abgang von US–Kriegsminister Weinberger

Gute Nachrichten sind absolute Mangelware. Für die bundesdeutsche Linke in dieser Woche ganz besonders. Deshalb sei hiermit angezeigt: Der Abgang Caspar Weinbergers ist rundum erfreulich. Man mag bedauern, daß sein Rücktritt nicht unmittelbar auf Druck der weltweiten Friedensbewegung zustande gekommen ist, in Washington sogar so getan wird, als seien rein private Gründe für den Rückzug verantwortlich - unter dem Strich bleibt, daß der erfolgreichste Aufrüster der Geschichte das Handtuch geworfen hat. Damit geht ein Mann, der in seiner siebenjährigen Amtszeit als Pentagonchef weit mehr war als die Stimme seines Herrn Ronald Reagan. Weinbergers Rüstungsprogramme sind nicht nur das Ergebnis einer systemimmanenten Logik, der Mann ist ein Ideologe reinsten Wassers und hat darum auch die US–Aufrüstung zuallererst immer ideologisch begründet. Dazu gehört für ihn auch, den Kampf zweier antagonistischer Systeme militärisch konsequent zuende zu denken. Während seiner Amtszeit wurden mehrere Szenarien aus seinem Haus bekannt, die genau den „gewinnbaren Atomkrieg“ zum Gegenstand hatten. Daß ein Hardliner dieses Zuschnitts von Rüstungskontroll–Abkommen mit der Sowjetunion nichts hält, liegt auf der Hand. Daß Weinberger schon allein deshalb zum glühendsten Verfechter von SDI wurde, um Verträge mit Moskau zu torpedieren, wurde ihm letztlich zum Verhängnis. Wo einerseits auch in den USA langsam die Kohle knapp wird, andererseits der herrschende Zeitgeist - von Gorbatschow inspiriert - wieder auf Kooperation und Flexibilität setzt, wurde Weinberger zum Relikt aus der Phase konfrontativer Sturheit. Weinbergers Nachfolger Carlucci wird vor allem wegen einer Eigenschaft gerühmt - er ist flexibel. Jürgen Gottschlich