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Abgründe

■ Weitere Bespitzelungen Engholms

Die neuen Enthüllungen des Spiegel über die seit September letzten Jahres laufenden Bespitzelungen des SPD–Spitzenkandidaten Engholm lassen tatsächlich eine „neue Dimension“ des Kieler Wahlskandals erahnen. Denn sie weisen darauf hin, daß der tote Ministerpräsident Barschel und sein Medienreferent Pfeiffer keine Einzeltäter waren, die lediglich in der Machtkonkurrenz der Politiker zu unlauteren Mitteln gegriffen haben. Die Frage nach den Hintermännern von Waterkantgate muß neu gestellt werden - ebenso wie die Frage, ob der Skandal bisher nur deshalb an der Waterkant lokalisiert wurde, weil er hier erstmals aufgedeckt wurde. Die vagen Hinweise auf mögliche Auftraggeber aus der Chemie– und Atomindustrie müssen erst einmal als Spekulation im Raum stehenbleiben. Sie deuten an, daß von der Wahlentscheidung in Schleswig–Holstein industrielle Interessen betroffen waren, die die möglichen Ergebnisse des demokratischen Prozesses als Gefahr empfinden. Es ist nun wahrhaftig nicht neu in der deutschen Geschichte, daß das Kapital in solchen Situationen die Demokratie eher abschafft als sich ihr unterwirft. In der Weimarer Demokratie hat man mißliebige Politiker noch umbringen lassen. Schergen dafür standen zu Tausenden auf der Straße. Heute operiert man nicht mehr mit dem politischen Mord, sondern mit dem politischen Rufmord. Die Detektivbüros braucht man nicht mehr aus dem Milieu zu engagieren - sie sind ganz ehrenwert im Handelsregister verzeichnet. Die „Abgründe“, nach denen jetzt so eifrig gesucht wird, haben - wenn nicht alles täuscht - bekannte Namen, seriöse Firmensitze, höchst eindeutige Interessen. Martin Kempe

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