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Neonazi–Chef in Untersuchungshaft

■ „Kameradschaftsführer“ Siegfried Müller aus Hannover wird schwere Brandstiftung vorgeworfen

Aus Hannover Jürgen Voges

Mehr als ein Jahr nach einer von FAP–Mitgliedern verübten Anschlagsserie ist der hannoversche „Kameradschaftsführer“, der Neonazi–Partei Siegfried Müller, wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung verhaftet worden. Nach Ansicht der hannoverschen Staatsanwaltschaft steht Müller im dringenden Verdacht, an zwei Brandanschlägen auf ein türkisches Übersetzerbüro und ein Wohnhaus beteiligt gewesen zu sein. Außerdem wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, zusammen mit dem FAPler Jörg Gabriel Kiem „die Direktiven“ für andere Brandanschläge „ausgegeben“ zu haben, die im Oktober 1986 kurz vor der niedersächsischen Kommunalwahl in Müllers Wohnung vorbereitet und geplant wurden. Den Strafverfolgungsbehörden war seit Beginn dieses Jahres aus Vernehmungen des inzwischen ermordeten Skinheads Roger Bornemann und anderer FAPler bekannt, daß Molotowcocktails für mindestens vier Brandanschläge in Anwesenheit des FAP–Chefs gemischt worden waren. Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen gegen Müller mit der Begründung wieder eingestellt, daß ein Wohnungsinhaber nicht für alles verantwortlich sei, was in seiner Wohnung passiere. Müller wurde durch das Geständnis des Neonazis Bernd Futter zusätzlich belastet, der am Montag wegen der Beteiligung an den Brandanschlägen und weiterer Straftaten zu einer Gesamtstrafe von zehn Jahren verurteilt wurde.

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