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Weiterer sowjetischer Abrüstungsschritt?

■ Gorbatschow will angebliche Rückzug sowjetischer Panzertruppen aus Osteuropa anbieten

London/Santa Barbara (ap) - Eine Woche vor dem Gipfeltreffen in Washington spekulierte die Londoner Wochenzeitung Sunday Times am Sonntag unter Berufung auf britische und amerikanische Geheimdienstkreise, daß Gorbatschow in Washington den Rückzug von vier in der DDR und der Tschechoslowakei stationierten sowjetische Panzertruppen anbieten wolle. Gorbatschow soll sich zu diesem Schritt entschlossen haben, um die widerspenstigen US–Senatoren, die gegen eine Ratifizierung des INF–Abkommens durch den Senat mobil machen, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ähnlich zu bewerten ist auch Reagans Rundfunkansprache am Samstag: „Die USA bestehen auf den strengsten Überprüfungsmaßnahmen in der Geschichte der Rüstungskontrolle“. Denn die Sowjetunion bleibe weiterhin der Gegner der USA. Laut Sunday Times wären von einem Rückzug der vier sowjetischen Divisionen 1.200 der 13.000 in Osteuropa stehenden sowjetischen Panzer, und 60.000 von insgesamt 535.000 Soldaten betroffen. Westliche Unterhändler bei den Abrüstungsverhandlungen hätten von seiten der Sowjetunion Hinweise erhalten, daß ein Angebot dieser Art bevorstehe. Die Washington Post meldete in ihrer Samstagsausgabe unter Berufung auf US–Regierungsbeamte, die sowjetische Seite habe bei den Abrüstungsverhandlungen in Genf auch vorgeschlagen, daß beide Supermächte sich auf jeweils 5.100 Sprengköpfe bei Interkontinentalraketen beschränken sollten. Der Zeitung zufolge würde dies eine 35prozentige Verringerung des amerikanischen Waffenarsenals von bisher 7.800 und ein 40prozentiger Abbau des sowjetischen Arsenals von bisher 8.400 Sprengköpfen bedeuten.

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