: Fliegerinvasion in Berlin
■ 1988 wollen sich mehr Fluggesellschaften den Weg nach Berlin bahnen / Kapazitäten der Flughäfen schon jetzt an der Grenze
Berlin (taz) - Für den Berliner Flugverkehr, der bislang von Gesellschaften der drei Westalliierten USA, Großbritannien und Frankreich, Pan Am, British Airways (BA) und Air France betrieben wird, brechen neue konkurrenzträchtige Zeiten an. Zwei neue Luftverkehrsgesellschaften, die TWA und die American Airlines (AA), wollen sich umfassend am Berlin–Flugverkehr beteiligen. Unruhe verursachte vor allem die Ankündigung der AA, ab nächstem Jahr 66 Flüge von und nach Berlin anzubieten. Auf einer Pressekonferenz teilte der Vizepräsident der US–Gesellschaft, Kaldahl mit, daß man jedoch keinen Preiskampf auslösen wolle, vielmehr die gegenwärtig marktüblichen Preise vorgesehen seien. Ab 1. Mai beantragte AA jetzt bei den zuständigen alliierten Luftfahrtattachees, stündlich von und nach Frankfurt sowie mehrmals täglich nach Hamburg, München, Düsseldorf und Köln zu fliegen. Zusätzliche Flugverbindungen haben unterdessen auch Pan Am und British Airways angekündigt und damit gleichzeitig die seit den 70er Jahren praktizierte Streckenaufteilung aufgehoben. Pan Am will ab März 1988 auch die BA– Routen Düsseldorf und Köln bedienen. Im Gegenzug will sich die britische Fluggesellschaft dafür auf den Pan Am–Strecken Frankfurt und München betätigen. Die Streckenaufteilung im Berlin– Flugverkehr, der nur von alliierten Fluggesellschaften betrieben werden darf, ist seit 1983 nicht mehr vertraglich festgehalten, wurde aber stillschweigend beibehalten. Verkehrssenator Wronski warnte inzwischen vor einem „ruinösen Wettbewerb“ und die AL sprach von einem absehbaren „Flugchaos über Berlin“. Die zusätzlichen Verbindungen stoßen insbesondere bei den beiden Berliner Flughäfen Tegel und Tempelhof auf Kapazitätsgrenzen. Der Tegeler Flughafen, den die AA in erster Linie für die neuen Verbindungen nutzen will, kann bereits ein stärkeres Pasagieraufkommen nicht mehr verkraften. Während der Verkehrsenat kurzfristige Lösungen zum Ausbau des Flughafens für nicht realisierbar hält, schätzte Kaldahl die Kapazitätsprobleme als nicht „so gravierend“ ein.
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