: Kiel: Überfall abgesagt
■ Pfeiffer–Sekretärin bestätigt vor dem Kieler Untersuchungsausschuß Vorwürfe gegen Barschel
Kiel (ap) - Die frühere Sekretärin von Reiner Pfeiffer, Jutta Schröder, hat bei ihrer ersten Vernehmung vor dem Untersuchungsausschuß des Kieler Landtags die Vorwürfe des ehemaligen Medienreferenten gegen Uwe Barschel bestätigt. Sie habe ein Telefongespräch zwischen Pfeiffer und dem damaligen Ministerpräsidenten am 8. September mitgehört, in dem es um die Beschaffung eines Telefon–Abhörgeräts gegangen sei, sagte sie am Montag aus. Bei dem von ihr mitgehörten Gespräch habe der Medienreferent Barschel mitgeteilt, er habe keine Wanze beschaffen können. Der Ministerpräsident habe darauf mit den Worten reagiert, das sei schade, aber „wir gewinnen die Wahl auch so“. Während Barschel Pfeiffer wiederholt als einen seiner unbedeutendsten Mitarbeiter dargestellt hatte, berichtete die frühere Sekretärin des Medienreferenten von mindestens drei mehrstündigen Gesprächen Pfeiffers mit dem Ministerpräsidenten. Bei dem Treffen am 1. Mai in Mölln soll auch darüber gesprochen worden sein, daß Barschel drei Wochen vor der Wahl einen Überfall auf sich selbst inszenieren wollte. Die FDP–Abgeordnete im schleswig–holsteinischen Landtag Ute Bress hat ihrer Partei empfohlen, ohne strikte Festlegung auf eine Koalition mit CDU oder SPD zur Neuwahl anzutreten. In einem Interview der Hamburger Morgenpost (Dienstagausgabe) sagte Bress am Montag, zwei Tage vor einer Sitzung des Landeshauptausschusses der schleswig– holsteinischen Liberalen, eine „sture Koalitionsaussage zugunsten einer Partei“ sei „angesichts der Kieler Affäre nicht ratsam“. Der Ehrenvorsitzende der schleswig–holsteinischen CDU, Kai–Uwe von Hassel, hat als Konsequenz aus der Kieler Wahlkampfaffäre eine Erneuerung der Parteispitze gefordert. Er habe dem CDU–Landesvorsitzenden Stoltenberg vorgeschlagen, einen seiner Stellvertreter zum geschäftsführenden Parteivorsitzenden von Schleswig–Holstein vor Ort bestellen, damit nach Ablauf der Wahlperiode der Parteitag unvoreingenommen wieder seinen Vorsitzenden wählen könne.
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