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D O K U M E N T A T I O N Gegen die Gewaltspirale

■ Positionspapier des Bremer Grünen Zoltan Szankay

In den Alltagsdiskussionen wird die Erfahrungsvielfalt oder die Erfahrungseinfalt, die hinter den einzelnen Positionen und Argumenten zur Selbstdefinition der Grünen als „gewaltfrei“ steht, immer wieder banalisiert. Vergessen wird, daß in diesen Grundsatz die verdichtete Erfahrung gerade der engagiertesten und militantesten Teile einer ganzen linken Generation eingegangen ist, die wahrscheinlich die letzte war, die es noch ernsthaft meinen konnte, den spezifisch linken Kampf als einen gesamtgesellschaftlichen zu führen. Diese Neuverknüpfung ist in jenem Moment eingetreten, als ein bestimmter und begrenzter Teil der Linken es wagte, sich dem erschütternden Bewußtsein auszusetzen, daß die Geschichte der RAF - die auch für viele andere linke Kampfgeschichten steht - mit ihrer Destruktivitätsspirale auch ihre eigene Geschichte ist, für die sie mitverantwortlich war. (...) Den spingenden Punkt in der „grünen Gewaltlosigkeit“ kann man sich mit der Frage sichtbar machen: Haben die, die einer spezifischen Gewalt widerstehen, eine Mitverantwortung für die Vermeidung der Gewaltspirale? Die originär–grüne Antwort auf diese Frage lautet: Ja. Die Originär–Fundi–Antwort auf die Frage lautet: Warum sprichst Du nicht lieber von der Verantwortung des Staates? Mit beiden Argumenten kann man nicht–ausgrenzende Diskussionen mit „gesellschaftlichen Gruppen“, die sich „wehren“, führen. Nicht da liegt die Differenz. Der Hund liegt darin begraben, daß die Originär–Fundi– „Antwort“ auf die Frage die ausweichlerische, klassisch linksopportunistische ist. Es liegt auf der Hand, daß unter der „Dualhegemonie“ die regressive Fundi–Besetzung dieses Feldes die dazugehörige regressive Realo– Besetzung desselben mit sich bringen mußte. Da kam die juristisch eindeutige, aber politisch– historisch mehrdeutige Frage des „Gewaltmonopols des Staates“ als eine politisch eindeutige in die grünen–interne und grün– externe Öffentlichkeit hinein. Dies sind alles Überwucherungen dieses originär–grünen Terrains, und allzuviele schlucken die Verdrehungen der einen Seite nur, weil sie meinen, damit etwas gegen die Übermacht der anderen Seite zu tun. (...)

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