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Neuer Chef für Italiens Faschisten

■ Giorgio Almirante (73), 18 Jahre Vorsitzender der Mussolini–Nostalgiker, geht aufs Altenteil / Nachfolger Gianfranco Fini (35) gehört dem „gemäßigt–innovativen“ Flügel an

Aus Sorrent Werner Raith

Mit der Wahl des vom bisherigen Parteisekretär Giorgio Almirante favorisierten Gianfranco Fini zum neuen Vorsitzenden ging in Sorrent der turbulenteste Parteitag in der Geschichte der italienischen Neofaschisten zu Ende. Fini, der zum „gemäßigt–innovativen“ Flügel des „Movimento Soziale Italiana/Destra Nazionale“ (MSI/DN) gehört und „Mussolini nur noch als historische Figur, nicht aber mehr als Anstoß für die Zukunft“ sehen möchte, setzte sich gegen seinen stärksten Rivalen, Pino Rauti (61), durch, der die Partei nach dem Muster des Strasser–Flügels in der deutschen nationalsozialistischen Partei „für breite Arbeiterschichten, weit hinein in die Klientel der Kommunisten“ öffnen wollte. Zwischen den Anhängern der „almiranteschen Mitte“ und der früher mitunter schon in den Verdacht der Beteiligung an Bombenanschlägen geratenen Rauti– Stoßtruppe „Ordine nuovo“ hatte es am Wochenende nicht nur heftige Wortwechsel, sondern regelrechte Keilereien gegeben. Ob die Wahl Finis die bei den letzten Wahlen auf nur noch knapp sechs Prozent - gegenüber fast zehn in ihren „Blütezeiten“ - abgerutschte Partei wieder konsolidieren kann, ist fraglich. Er erhielt zwar etwa 55 Prozent der Delegiertenstimmen, doch die stammen von vier miteinander konkurrierenden Strömungen. Und der geschlagene Rauti hatte schon vor der Abstimmung für den Fall seiner Niederlage ein Auseinanderbrechen des „Movimento“ vorausgesagt. Eine These, die insbesondere dadurch an Wahrscheinlichkeit gewinnt, als der 18 Jahre unumschränkt herrschende und integrierende Giorgio Almirante seinen Totalrückzug angekündigt und selbst die ihm per Akklamation angetragene Präsidentschaft der Partei ausgeschlagen hat.

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