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Mehr Union für Kohl

■ Dominikaner in Walberberg fordern CDU–Politiker zu loyalerem Verhalten auf / Helmut Kohl sei unersetzlich

Bonn (dpa) - Das Unbehagen an der Union, so heißt es in der jüngsten Ausgabe der „Neuen Ordnung“ des von Dominikanern getragenen Instituts für Gesellschaftswissenschaften in Walberberg bei Bonn, lasse sich weder „durch gloriose Erfolgsmeldungen, durch naßforsches oder ruppiges Auftreten des Generalsekretärs noch durch die vornehme Zurückhaltung des Kanzlers beseitigen“. Ereignisse wie in Kiel mit unwürdigen Schuldzuweisungen, unnützem und parteischädigendem Strategiestreit, die überzogene Menschenrechtsdebatte, satte Selbstgefälligkeit mancher CDU–Notabeln sowie hämische Illoyalitäten gegenüber dem Kanzler ließen es an Solidarität und Gerechtigkeit fehlen. Die Wissenschaftler schreiben der Union 16 Punkte für eine künftige Politik „ins Stammbuch“. Darin heißt es, der Rechtsstaat sei wichtiger als der Sozialstaat. Kritisch merken die Walberberger nach Gesprächen mit Mitgliedern der Union an, diese vermißten Solidarität mit dem Parteivorsitzenden. „Landesfürsten“ verhielten sich in Hintergrundgesprächen nicht gerade loyal zu Kohl. „Aber die CDU muß wissen: Helmut Kohl, welche Fehler er auch hat, ist fleißig, berechenbar, klar in seinem ordnungspoltischen Denken, integrationsfähig.“ Weit und breit sei in der Union niemand, der ihn ersetzen könnte. Gerügt wird auch die politische Sprache der CDU und ihrer Werbeberater als Kunstsprache. Junge, unabhängige Politiker sind nach den Beobachtungen der Walberberger Wissenschaftler die rühmliche Ausnahme. Zu diesen Ausnahmen zählen sie den in der Kieler Affäre bekannt gewordenen Trutz Graf Kerssenbrock. Talente wie ihn sollte die Partei fördern und nicht demütigen.

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