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BASF: Deo für den stinkenden Rhein

■ Der erste Störfall des Chemiemultis BASF im neuen Jahr ließ nicht lange auf sich warten /Duftende Chemikalien verunreinigten den Rhein / Im Gegensatz zu früheren Fällen informierte BASF dieses Mal sofort

Ludwigshafen (taz) - Pünktlich zum neuen Jahr servierte der Chemiekonzern BASF seinen ersten Störfall. Nach Angaben des rheinland–pfälzischen Umweltministeriums gelangten rund fünf Tonnen Paramethylanisol in den Rhein. Die Chemikalie wird zur Produktion von Riech– und Aromastoffen für Parfüms und Seifen verwendet. Untersuchungen des Landesamts für Wasserwirtschaft hätten mit Tests, die an Fischen und Bakterien vorgenommen werden, „keine Beeinträchtigung der Ökologie des Rheins“ ergeben, so das Umweltministerium. Am Samstag nachmittag lag die Paramethylanisol–Konzentration bei fünf Milligramm pro Liter Rheinwasser. Ein technischer Defekt im Werksteil Süd ist nach BASF–Angaben für den ersten „Störfall“ 1988 die Ursache gewesen. So habe eine Ventil, die den mit dem Duftstoff gefüllten Kessel gewöhnlicherweise schließen soll, nicht angesprochen. Deshalb sei ein Teil der Produktion in die Kläranlage gelangt. Dort seien, so die BASF, bereits 70 Prozent des Stoffes biologisch abgebaut worden. Eine „Restmenge“ entwischte in den Rhein. Nach eigenen Angaben will der Chemiekonzern die Behörden von sich aus informiert haben. Daraufhin hatte das Mainzer Umweltministerium das internationale Warnsystem Rhein stromabwärts bemüht. Weil der Chemiemulti sich mit der Meldung eines „Störfalls“ vor ein paar Wochen mehrere Tage Zeit ließ, hat die Bezirksregierung Rheinhessen–Pfalz jetzt ein Ermittlungsverfahren gegen das Unternehmen eingeleitet. Der rheinland–pfälzische Umweltminister Hans–Otto Wilhelm (CDU) hatte die Bezirksregierung ausdrücklich zu diesem Schritt „ermuntert“. Diese Verschleppungstaktik des Konzerns hatte sowohl bei der Bevölkerung als auch bei Politikern für erneute Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Informationspolitik der BASF gesorgt. Max Holz

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