: Lübeck: Barschel starb von selbst
Lübeck/Kiel (ap/dpa) - Beim Tod des früheren schleswig–holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel ist nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Lübeck nicht von einer Beteiligung anderer Personen auszugehen. Nach Vorliegen der Übersetzung des Gutachtens der Genfer Gerichtsmedizin erklärte der Pressesprecher der Behörde, Joachim Böttcher, am Montag in Lübeck: „Die Staatsanwaltschaft entnimmt den Berichten keine Hinweise auf Fremdbeteiligung am Tode Dr. Barschels.“ Der CDU–Politiker war am 11.Oktober vergangenen Jahres tot in einem Genfer Hotelzimmer aufgefunden worden. In seinem Magen wurden verschiedene Medikamente gefunden, die offensichtlich zum Tode Barschels geführt hatten. Zu Veröffentlichungen aus Dezember, in denen unter Berufung auf den Genfer Bericht Zweifel an einem angenommenen Selbstmord Barschels geäußert wurden, betonte die Staatsanwaltschaft, es seien nach dem Obduktionsbericht keine Blutergüsse an der Kopfhaut oder am Rücken der Leiche festgestellt worden. Die angeblichen Blutergüsse waren als mögliches Indiz dafür angeführt worden, daß Barschel unter Umständen zur Einnahme der tödlichen Medikamente gezwungen worden sei. Nach dem von der Genfer Untersuchungsrichterin Claude Nicole Nardin am 30.November veröffentlichten vorläufigen Untersuchungsergebnis war Barschel an einer Überdosis Schlafmittel gestorben. Vor allem das Barbiturat Cyclobarbital sei in einer tödlich wirkenden Menge in seinem Körper gefunden worden. Der Kieler Untersuchungsausschuß zur Aufklärung der Barschel/Pfeiffer–Affäre will am 11. Januar in öffentlicher Sitzung erneut den Kaufmann Günter Radue als Zeugen hören. Nach eigenen Angaben hatte sich bei Radue im August telefonisch ein Herr Pfeiffer gemeldet und ihn um die Beschaffung eines Mini–Abhörgeräts (Wanze) ersucht.
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