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Lübeck muß Atomtransporte dulden

Entscheidung des Verwaltungsgerichts Schleswig / Die Hansestadt hatte gegen MOX-Verschiffung nach Schweden geklagt / Innensenator Hilpert (SPD) kündigt Beschwerde an / PTB genehmigt Schienentransporte  ■ Aus Lübeck Torsten Joel

Atommülltransporte werden auch in Zukunft via Lübeck nach Schweden verschifft. Die Stadt scheiterte vor dem Schleswiger Verwaltungsgericht mit dem Versuch, dies zu unterbinden. Nachdem Bürgermeister Knüppel (CDU) nach der Transnuklear- Affäre Anfang Dezember dem Müll-Tourismus ein Ende setzte, muß er nun hinnehmen, daß die Nuklear-Transportleistungs- GmbH (NTL), eine Tochter der Transnuklear, und die Essener Gesellschaft für Nuklearen Service (GNF) nächsten Mittwoch Mox-Brennelemente vom Spezialschiff „Sigyn“ abholen lassen.

Die beiden Firmen zogen vor Gericht, denn für die „Sünden“ von Transnuklear wollten sie nicht verantwortlich gemacht werden. „Das ist klassische Sippenhaft“, empört sich GNF-Geschäftsführer Henning Baatz. Die vom Lübecker Hafenamt verschickten Untersagungsverfügungen wurden für nichtig erklärt. „Die physikalisch-technische Bundesanstalt (PTB) ist allein zuständig für Genehmigungen“, heißt es in der Begründung der Verwaltungsrichter. „Schleswig hat falsch entschieden“, faßte Innensenator Hilpert (SPD) die Meinung des Senats zusammen. Er legte Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht in Lüneburg ein. Sollte diese abschlägig behandelt werden, würde das bedeuten, daß die Hansestadt keinen Einfluß auf die Atommülltransporte auf ihren Straßen und Schienen hat.

In der Nacht zum 13. Januar wollen sechs Container mit je bis zu 16 Brennelementen nach Lübeck gebracht werden.

Lübecks Innensenator rechnet beim kommenden Transport mit massiven Behinderungen, für die er „aufgrund der gegenwärtigen Situation durchaus Verständnis habe“. Umweltminister Töpfer fordert Hilpert auf, „die Transporte solange auszusetzen, bis die Untersuchungen im Fall Transnuklear abgeschlossen sind“.

Seit Juni 1987 werden hochgiftige Mox-Brennelemente aus vier AKWs nach Schweden über Lübeck verschifft. Mox steht für Mischoxid, einer Mischung aus Uranoxid und Plutonium, dem giftigsten Stoff der Erde. Per Bahn oder Lkw werden die durch Helium-Druck berstungsgefährdeten Container zum Lübecker Nordlandkai in unmittelbarer Innnenstadtnähe und von dort zum schwedischen Zwischen- und Endlager CLAB gebracht.

Wie die PTB in Braunschweig gestern mitteilte, sind bisher erst die beiden auf der Schiene vorgesehenen MOX-Transporte genehmigt worden, die die „Gesellschaft für Nuklearservice“ bzw. die TN-Tochter „Nukleare Transportleistungen GmbH“ ab Obrigheim und Gundremmingen durchführen sollen. Über den vom „Versuchsatomkraftwerk Kahl“ (VAK) beantragten Transport auf der Straße nach Lübeck hatte die PTB am Freitag nachmittag noch nicht entschieden.

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