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Walensa macht blau wegen Genscher

■ Bundesaußenminister Genscher setzt Gespräche in Polen mit seinem Amtskollegen fort / Keine Gebietsansprüche an die Volksrepublik / Beide Seiten sprechen von neuen Impulsen

Warschau (dpa) - Bundesaußenminister Hans–Dietrich Genscher hat am Montag in Warschau mit seinem polnischen Amtskollegen Marian Orzechowski über verschiedene Aspekte des deutsch–polnischen Verhältnisses gesprochen. Wie der Sprecher des Auswärtigen Amts Jürgen Chrobog berichtete, zeigte sich Genscher sehr zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs. In Polen sind die Äußerungen Genschers über die moralischen Aspekte des deutsch–polnischen Verhältnisses besonders hervorgehoben worden. Aus Delegationskreisen war dazu zu hören, Orzechowski habe festgestellt, daß zu den moralischen Dimensio nen in diesem Verhältnis auch das Schicksal der Deutschen gehöre, die ihre Heimat verloren hätten. Im Anschluß an die Gespräche im Außenministerium ließ sich Genscher vom Primas Kardinal Jozef Glemp über die Lage der katholischen Kirche in Polen unterrichten. Er sprach außerdem mit Ministerpräsident Zbigniew Messner, polnischen Parlamentariern und Mitgliedern des aus unabhängigen Persönlichkeiten gebildeten Konsultativrates. Politische Beobachter gehen davon aus, daß Genscher mit seinem offiziellen polnischen Gesprächspartner auch über die für Dienstag abend außerhalb des offiziellen Programms geplante Begegnung mit dem Vorsitzenden der verbotenen Gewerkschaft Solidarnosc Lech Walesa und anderen Oppositionellen gesprochen hat. Walesa teilte telefonisch aus Danzig mit, er sei trotz einer Urlaubsverweigerung durch die Werftleitung am Montag nicht zur Arbeit gegangen. Er müsse sich auf die Unterredung mit Genscher vorbereiten und wolle am Dienstag in aller Frühe nach Warschau fahren. Die polnische Führung gibt dem Genscher–Besuch große Bedeutung. Im staatlichen Fernsehen wurde er als „eines der wichtigsten Ereignisse in Polen des Jahres 1988“ bezeichnet.

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