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Foltervorwürfe aus Beirut

■ Cordes–Entführer veröffentlichen in Beirut mehrere Briefe von dem in Frankfurt einsitzenden Mohamed Hamadi / Hessischer Staatssekretär weiß nichts von Klagen über Haftbedingungen

Beirut/Frankfurt (afp/taz) - Die libanesischen Entführer des Hoechst–Managers Rudolf Cordes haben am Dienstag in Beirut Auszüge aus Briefen veröffentlicht, die angeblich von dem in Frankfurt in Untersuchungshaft sitzenden Mohamed Ali Hamadi geschrieben wurden.In den Briefen beschwert sich Hamadi, wie bereits in einem früheren Kommunique der Geiselnehmer angekündigt, über seine Haftbedingungen. Die „Mudschaheddin für die Freiheit“ ließen die in arabisch verfaßten, handgeschriebenen Texte zusammen mit einem Sofortbild von Rudolf Cordes westlichen Nachrichtenagenturen in Beirut zukommen. Der 22jährige Mohamed Hamadi, der seit dem 13. Januar 1987 wegen Sprengstoffbesitzes in Frankfurt–Preungesheim einsitzt, beklagt in den Briefen, daß seine Zelle zu klein sei, daß er nicht am Hofgang und am Sport teilnehmen dürfe und er weder ein Radio noch Nahrung von außerhalb der Haftanstalt erhalte. In den veröffentlichten Briefauszügen beschreibt Hamadi detailliert seinen Tagesablauf in Preungesheim: „Nachts öffnen sie alle Stunde die Tür und knipsen das Licht an. Wenn ich nicht aufwache, leuchten sie mir mit einer Taschenlampe ins Gesicht und gehen erst wieder, wenn ich erwacht bin. Wenn ich sie nach ihrem Verhalten frage, das ich für psychische Folter halte, antworten sie: Das sind Befehle, Du hast nicht das Recht zu sprechen... Sie haben sich geweigert, mir Kassetten zu geben, denn sie sagen, Texte über den Imam Hussein (Enkel des Propheten Mohamed, auf den sich die Schiiten berufen) zu hören, treibe die Menschen in den Wahnsinn und verführe sie zu unüberlegten Handlungen...“ In einer früheren Erklärung hatten die Cordes–Entführer gewarnt, ihre „künftige Haltung gegenüber Cordes“ hänge vom Ausgang des Prozesses in Düsseldorf und der Behandlung des Gefangenen Mohamed Hamadi ab. Zu den Vorwürfen über schlechte Behandlung erklärte am Mittwoch der Staatssekretär im Wiesbadener Justizministerium, Volker Bouffier, ihm seien keine Klagen Hamadis bekannt. Hamadi erhalte diverse Vergünstigungen, unter anderem könne er Radio hören und fernsehen, deutsche und arabische Zeitungen lesen und regelmäßig Sport treiben. Seit Mai sei er nicht mehr allein in der Zelle und erhalte nach islamischen Regeln zubereitetes Essen. Spekulationen, wonach die jetzt in Beirut veröffentlichten Briefe von Mohamed Hamadi schon im Mai 87 geschrieben worden seien, haben sich bisher nicht bestätigt.

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