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Telefonate belasten Abbas Hamadi

■ BKA legte gestern vor dem Düsseldorfer Staatsschutzsenat Tonbandmitschnitte von Telefonaten aus dem Libanon vor / „Habt ihr den Deutschen?...“ „Ja, wir haben ihn“ / Der Angeklagte schweigt weiter zur Sache

Von Johannes Nitschmann

Düsseldorf (taz) - Der wegen der Entführung von zwei bundesdeutschen Geschäftsleuten im Libanon vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht stehende Deutsch– Libanese Abbas Hamadi (29) ist am vierten Verhandlungstag erstmals schwer belastet worden. Zwei Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes (BKA) legten am Mittwoch als Zeugen vor dem Staatsschutzsenat umfangreiche Tonbandmitschnitte von abgehörten Telefongesprächen des angeklagten Hamadi offen, die nach ihrer Auffassung zweifelsfrei auf eine Mittäterschaft des Libanesen an der Geiselnahme der Anfang vergangenen Jahres in Beirut entführten Deutschen Rudolf Cordes und Alfred Schmidt hinweisen. Die Anklage gegen Abbas Hamadi geht davon aus, daß er gemeinsam mit unbekannten Komplizen die beiden bundesdeutschen Geschäftsleute entführte, um seinen in Frankfurt wegen der Entführung eines US–amerikanischen Flugzeugs einsitzenden Bruder Mohamad (23) freizupressen oder wenigstens dessen Auslieferung in die USA zu verhindern, wo ihm die Todesstrafe droht.Der am 26. Januar vergangenen Jahres auf dem Frankfurter Flughafen festgenommene Abbas Hamadi hatte sich nach Aussagen der beiden BKA–Beamten u.a. wegen der ständigen Kontakte zu seinem Bruder Mohamad verdächtig gemacht. Daraufhin sei seine Telefonüberwachung angeordnet worden. Dabei wurden auch zwei Gespräche mitgeschnitten, die der Angeklagte am 18. und 19. Januar vergangenen Jahres - also unmittelbar nach der Cordes–Entfüh rung - von seiner Wohnung im saarländischen Merzig mit einem libanesischen Landsmann geführt haben soll. Originalton laut BKA– Akte: „Habt ihr den Deutschen?“ fragte der Libanese. Darauf der Angeklagte: „Ja, wir haben ihn...“ Auf eine erneute Frage des Libanesen soll Abbas Hamadi geantwortet haben: „Ja, wir werden die Sache schon regeln, heute geht einer hin...“. Später soll es von seiten des Angeklagten noch einmal geheißen haben: „Ja, wir rasieren ihn, aber trocken...“. Der Leiter der Hamadi–Sonderkom mission im BKA, Kriminalhauptkommissar Theodor Häusle, sagte gestern vor Gericht, der Angeklagte sei bei seiner ersten Vernehmung über diese Vorhalte sichtlich überrascht gewesen: „Ich habe hierzu keine Erklärung, kann ich meinen Anwalt sprechen? Ich bin überrascht von dem Schuldvorwurf.“ Dagegen soll der Angeklagte, der auch am vierten Verhandlungstag weiterhin zur Sache schwieg, gegenüber den BKA–Beamten eingeräumt haben, für seinen Bruder Mohamad vier Drei– Liter–Flaschen des hochexplosiven Flüssigsprengstoffs Methylnitrat zunächst in seiner Wohnung und später in einem Wiesengelände versteckt zu haben. Fingerabdrücke des Angeklagten Abbas Hamadi sind nach Angaben des BKA auf „Lebenszeichen“ entdeckt worden, die der Bundesregierung von den Entführern im Libanon zugestellt worden sind. Auf einem Brief der Geisel Schmidt an seinen Bruder wurden die Fingerabdrücke des Düsseldorfer Angeklagten nachgewiesen, erklärte ein Mitarbeiter des BKA.

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