: Wenn Intelligenz, dann künstlich
■ Bonn fördert Supercomputer mit 100 Millionen / Neues Förderkonzept zielt bis zum Jahr 2000 / Wichtig vor allem für die deutsche Industrie / Grundlagenforschung für Physik und Chemie
Bonn (dpa) - Die Bundesregierung will mit einem neuen, bis zum Jahr 2000 reichenden Konzept der Computerentwicklung Impulse geben. Schwerpunkte sollen die Entwicklung von Supercomputern mit extrem hoher Rechenleistung und von sogenannter „Künstlicher Intelligenz“ (KI) sowie Anwendungsprogramme (Software) sein. Ein erster Konzeptentwurf, an dem verschiedene Bundesministerien mitarbeiten, soll bis Sommer stehen, kündigte der Leiter des Referats Informationsverarbeitung im Forschungsministerium, Günter Marx, am Mittwoch abend an. Über die Fördersumme wird dabei noch nichts gesagt. Eine andere Zahl wird indes genannt: so steckt Bonn rund 100 Mio. Mark in die Entwicklung des Superrechners SUPRENUM (Su perrechner für numerische Aufgaben), an dem die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) in Birlinghoven, eine der 13 Großforschungseinrichtungen des Bundes, federführend gemeinsam mit zwei Fachunternehmen sowie mehreren Hochschulen beteiligt ist. Spätestens 1990 soll laut Marx mit einem derartigen Parallelrechner erstmals der volle Funktionsumfang demonstriert werden. Als Leistung werden mindestens eine Milliarde Gleitkomma–Operationen pro Sekunde anvisiert. Zunächst ist an den Einsatz in den Labors der Grundlagenforschung von Physik und Chemie gedacht, ferner in der Klimaforschung und Astrophysik. Aber diese Rechner, vom Forschungsministerium als „Speerspitze der Computertechnik“ für das 21. Jahrhundert eingestuft, sind auch für die Industrie interessant. So können sie nach Darstellung von Marx für Neuentwicklungen in der Auto– und Flugzeugindustrie eingesetzt werden. Ein völlig andersartiges Prinzip der Parallelverarbeitung basiert nach Angaben von Marx auf Modellvorstellungen aus der Neurophysiologie über die Funktion des Gehirns. Ziel ist, eines Tages mit sogenannten neuronalen Computern auf den Markt zu kommen, bei denen die Biologie Pate gestanden hat. Herkömmliche Rechner sind dem Menschen zwar in der Lösung komplizierter mathematischer Aufgaben weit überlegen, müssen aber noch passen, wenn es um das Erkennen beispielsweise von Bildern geht. Neuronale Computer sollen auch dies können.
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