: Bombe geplatzt - Nukem stillgelegt: Waffenfähiges Uran verschwunden
■ Dem Hanauer Skandalbetrieb wurde vom Bonner Umweltministerium die Genehmigung entzogen / Hessische Landesregierung bestätigt Verdacht der Verbreitung von atombomben–geeignetem Material / 50 Fässer mit „Büromöbeln“ enthielten hochangereichertes Uran
Frankfurt/Berlin (taz/ap/dpa) - Die Hanauer Atomfirma NUKEM ist gestern von Umweltminister Töpfer bis zur Wiederherstellung der „Zuverlässigkeit“ und Klärung aller „Unregelmäßigkeiten“ geschlossen worden. Die Genehmigung des Hanauer Betriebes wurde mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Damit zog Töpfer die Konsequenz aus neuen gegen NUKEM erhobenen Vorwürfen, die gestern durch den Verdacht der Verletzung des Atomwaffensperrvertrages eine völlig neue Dimension erhalten hatten. In Wiesbaden hatten sich gestern die Ereignisse überschlagen. Ministerpräsident Wallmann (CDU) forderte zunächst den Rücktritt der beiden noch verbliebenen NUKEM–Geschäftsführer Peter Jelinek–Fink und Karl–Gerhard Hackstein. Gegenüber den Vertretern der NUKEM–Gesellschafter, Spalthoff (RWE) und Liebmann (Degussa) gab Wallmann als Begründung „Unregelmäßigkeiten bei der Atommüll– Entsorgung“ an, von denen NUKEM bereits 1985 gewußt habe. Wallmanns Umweltminister Weimar berichtete dann im Umwelt ausschuß von Unterlagen, welche die Hanauer Staatsanwaltschaft bei NUKEM gefunden habe, aus denen hervorgehe, daß sich in einigen Atommüllfässern der Firma hochangereichertes waffenfähiges Uran 235 befinde. Als der grüne Fraktionsvorsitzende Joschka Fischer nachhakte und Ministerpräsident Wallmann fragte, ob es „konkrete Verdachtsmomente im Zusammenhang mit Proliferation (Verbreitung von waffenfähigem Spaltmaterial) gebe, antwortete Wallmann: „Ja, es gibt diese konkreten Verdachtsmomente“. Er habe sie auch gegenüber den NUKEM–Gesellschaftern geäußert. Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar auf Seite 4
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