: Winnie Mandela: „Strauß ist eine Null“
Der CSU-Chef trifft heute bei seinen Freunden in Südafrika ein / Kohl befürwortet Reise / Trotz der CSU-Behauptung, Strauß wolle auch oppositionelle Gruppen empfangen, wissen die Betroffenen von nichts / Strauß als Vermittler zwischen Mosambik und Südafrika? ■ Von Hans Brandt
Johannesburg (taz) – Franz-Josef Strauß, bayerischer Ministerpräsident, CSU-Vorsitzender und Südafrika-Freund, trifft heute auf Einladung der südafrikanischen Regierung und auf ausdrücklichen Wunsch des Bundeskanzlers im Apartheid-Staat ein. Im Laufe seiner zehntägigen Reise sind unter anderem zwei Gespräche mit dem südafrikanischen Staatspräsidenten Pieter W. Botha und Treffen mit Außenminister Pik Botha und anderen Ministern vorgesehen. Strauß wird auch die Nachbarstaaten Mosambik und Namibia besuchen. Wahrscheinlich wird Strauß nicht mit führenden Regimegegenern zusammentreffen.
Winnie Mandela betonte, daß sie den CSU-Politiker nicht emp fangen wird. „Strauß ist eine Null,“ sagte Winnie Mandela. „Ich will ihm nicht einmal den Gefallen tun, daß ich ihm Glaubwürdigkeit schenke, indem ich seine Reise kommentiere.“ „Was die schwarze Bevölkerung betrifft, ist Strauß nicht willkommen,“ fügte Mandela hinzu.
Konservative Kommentatoren halten den Strauß-Besuch für sehr wichtig. Die Wirtschaftszeitung Business Day meinte in einem Leitartikel am Montag, daß der Besuch „besondere Aufmerksamkeit“ verdient. Es sei nicht undenkbar, daß eine europäische Initiative um Alternativen zur „zusammengebrochenen“ Südafrika-Politik der Reagan-Administration gefunden werden. „Strauß ist neben Margaret Thatcher vielleicht der einzige Akteur auf der internationalen Bühne, der auf das Vertrauen der südafrikanischen Regierung hoffen kann,“ schrieb Business Day. Ein wichtiger Aspekt der Reise, so die Zeitung, sei auch der Besuch des CSU-Politikers in Mosambik. Tatsächlich wird Strauß sein erstes Gespräch mit Präsident Botha vor seinem zweitägigen Abstecher in die mosambikanische Hauptstadt Maputo führen. Nach Unterhandlungen mit Präsident Chissano wird Strauß in Südafrika erneut P.W. Botha treffen. Offenbar wird er also als Vermittler zwischen den beiden Regierungen auftreten.
Der CSU-Politiker wurde von Chissano persönlich ins sozialistische Mosambik eingeladen, obwohl die CSU in der Vergangenheit wiederholt in den Verdacht gekommen war, die rechten RENAMO-Rebellen zu unterstützen. In letzter Zeit wird die RENAMO jedoch im „Bayernku rier“ kaum noch mit Sympathie dargestellt.
Was Südafrika betrifft, scheint Strauß jedoch an seiner Unterstützung der Apartheid-Politik unverändert festzuhalten. Er wird unter Begleitung von Siegfried Lengl, CSU-Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, das Homeland Bophuthatswana besuchen. Lengl hatte Anfang Dezember für Aufregung gesorgt, als er zur Feier der zehnjährigen „Unabhängigkeit“ des Apartheid-Reservates von Südafrika nach Bophuthatswana gereist war. Durch seinen offiziellen Besuch unterstützt nun auch Strauß die Ausbürgerung der schwarzen Mehrheit aus Südafrika.
FDP- und SPD-Politiker und die IG-Metall haben von Strauß gefordert, er solle statt mit südafrikanischen Regierungsmitgliedern mit Vertretern der Opposition sprechen. Auch aus den Reihen der CDU erhebt sich Kritik am Besuchsprogramm. Darauf erwiderten CSU-Sprecher, daß auch Treffen mit Kirchen und multirassischen Gewerkschaften geplant seien. Auf Nachfrage der taz bestätigten allerdings der südafrikanische Kirchenrat, die katholische Bischofskonferenz und die grösste Gewerkschaftsföderation COSATU, daß sie keine Einladung zu Gesprächen mit Strauß erhalten hätten. Da die südafrikanische Regierung das Programm organisiert, würden solche Einladungen vom Außenministerium kommen. Das macht es um so unwahrscheinlicher, daß die Opposition zu einem Treffen mit Strauß bereit wären.
Was Strauß Reise für die bundesdeutsche Außenpolitik im südlichen Afrika bedeutet, ist noch unklar. Eine neue Intiative in dieser Region zeichnet sich jedoch ab. Regierungssprecher Friedhelm Ost bestätigte am Montag, daß Kanzler Kohl Strauß gebeten habe, nach Südafrika und Mosambik zu reisen.
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