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Kolumbiens Drogenmafia läßt Geiseln nehmen

■ Nach dem konservativen Bürgermeisterkandidaten von Bogota wurde in Medellin jetzt der Generalstaatsanwalt von den „Auslieferungskandidaten“ entführt / Mit den Geiselnahmen soll die Auslieferung von Rauschgiftbossen an die USA verhindert werden

Bogota (afp) - Am Montag morgen ist Kolumbiens Generalstaatsanwalt Carlos Mauro Hoyos in Medellin entführt worden. Bei dem Überfall in der Nähe des Flughafens wurden zwei Leibwächter des Juristen getötet, teilte der Bürgermeister der nordkolumbianischen Stadt mit. Die Geiselnehmer, denen der 42jährige Hoyos auf dem Weg von Medellin in die Hauptstadt Bogota in die Hände fiel, entkamen in drei Autos. Nach Vermutungen der Behörden könnte hinter der neuen spektakulären Entführung dieselbe Gruppe stehen, die seit einer Woche den konservativen Kandidaten um das Amt des Bürgermeisters von Bogota, Andres Pastrana, in ihrer Gewalt hat. „Die Auslieferungskandidaten“, wie sich die Organisation der Rauschgiftmafia nennt, wenden sich gegen eine Erneuerung des Abkommmens mit den Vereinigten Staaten, das die Abschiebung kolumbianischer Kokain– Schmuggler in die USA vorsieht. In einem Telefonanruf bei einem Radiosender von Bogota teilte die ursprünglich der Geiselnahme Pastranas verdächtigte Guerillaorganisation M–19 am Wochenende mit, daß die wirklichen Entführer Pastrana in einer panamerikanischen Maschine von einem Flugplatz südlich von Bogota ins Ausland bringen wollten. Die Entführer forderten die Einschaltung des Schriftstellers Garcia Marquez oder anderer Prominenter als Vermittler. „Die Auslieferungskandidaten“ hatten erstmals am 22. November nach der Verhaftung des Rauschgiftbosses Jorge Luis Ochoa von sich reden gemacht. Damals hatten sie in einem Offenen Brief angekündigt, alle verantwortlichen Politiker des Landes zu ermorden, falls Ochoa, wie vor ihm bereits 13 kolumbianische Drogenmafiosi, in die USA abgeschoben werde. Ochoa wurde inzwischen freigelassen und ist flüchtig. Später hatten sie sich zu einem gescheiterten Überfall auf das Haus des konservativen Bürgermeisterkandidaten von Medel lin bekannt. Mit der Geiselnahme Pastranas wollen die Rauschgiftbosse vermutlich verhindern, daß Staatschef Virgilio Barco die rechtlichen Voraussetzungen für die Wiederbelebung des Auslieferungsabkommens schafft. Hoyos, von Beruf Rechtsanwalt und ehemaliger Parlamentsabgeordneter für die liberale Partei, gilt als Befürworter des seit 1984 praktizierten Auslieferungsvertrages, den der Oberste Gerichtshof im vergangenen Jahr als verfassungswidrig außer Kraft gesetzt hatte.

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