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„Neuland“ für einen Ausschuß

Niedersachsens Untersuchungsausschuß zum Celler Loch lud überraschend die Ex-Ehefrau von Werner Mauss vor / Die Aussagen des Obersten Bundesverfassungsschützers hatten den Ausschlag gegeben  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Aufgrund eines Vorführbefehls des Untersuchungsausschusses zum Celler Anschlag wurde gestern früh die Ex-Ehefrau des Agenten Werner Mauss, Margret Shalaby, von der Bonner Kripo festgenommen und anschließend in Polizeigewahrsam zur Vernehmung nach Hannover gebracht. Der Rechtsanwalt von Frau Shalaby, Theo Liemersdorf aus Essen, hatte allerdings schon zuvor angekündigt, daß seine Mandantin jedwede Aussage verweigern werde. Der Ausschuß hatte sich in einer Sitzung vor der Vernehmung darauf geeinigt, Frau Shalaby nötigenfalls auch durch Ordnungsgeld oder Beugehaft zur Aussage zu zwingen.

Nach Ansicht von Rechtsanwalt Liemersdorf hat Frau Shalaby ein Aussageverweigerungsrecht, da sie nicht zu Angaben über ihren Ex-Ehemann gezwungen werden könne. Der Ausschuß will die Zeugin über die „Operation Neuland“ befragen, an der Frau Shalaby für den niedersächsischen Verfassungsschutz teilge nommen hat. Zur „Operation Neuland“ hatte der Untersuchungsausschuß am Donnerstag den Obersten Verfassungsschützer des Bundes, Gerhard Boeden, befragt, der 1978 an dieser Operation in Spanien und Algerien als damaliger Leiter der Terrorismus-Abteilung im BKA beteiligt war. Nach Aussage von Boeden lag die Verantwortung für die Operation voll beim Niedersächsischen Verfassungsschutz, auch wenn das BKA sie angeregt habe. Die Reisen niedersächsischer Verfassungsschützer im Zuge dieser Operation nach Spanien und Italien unternommen haben, sind offenbar von Mauss bei dem Verband der Sachversicherer abgerechnet worden. Das BKA hat diese Reisen nach Aussage von Boeden nicht finanziert und auch in den niedersächsischen Unterlagen zu „Neuland“ hat der Ausschuß bisher keine Reisekostenabrechnungen gefunden.

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