Angst vor Anschlägen in Italien

„Rote Brigaden“ planten angeblich Anschlag auf christdemokratischen Parteichef De Mita / Verdächtiger in Nobelviertel festgenommen / Amnestie-Kampagne wird ins Gegenteil verkehrt  ■ Aus Rom Werner Raith

Rechtzeitig zu der für die kommenden Wochen vorgesehenen Debatte um eine „Aussöhnung“ der italienischen Gesellschaft mit den Kombattanten des „Bewaffneten Kampfes“ der siebziger Jahre ist den Fahndern Roms ein Rotbrigadisten-Nachrücker mit, nach Angaben der Staatsanwaltschaft, „umfangreichem Material“ in die Hände gelaufen: Antonio Fosso, genannt „die Cobra“, wurde im Quartier Ardeatino er wischt, nachdem er tagelang der Eskorte des christdemokratischen Parteichefs Ciriaco De Mita durch Herumstehen aufgefallen war. Nach ersten Auskünften der Fahnder sollen er zahlreiche Notizzettel bei sich getragen haben, die auf die Vorbereitung eines Attentats schließen lassen.

Als wahrscheinlichstes Ziel gilt nach Ansicht der Staatsanwaltschaft DC-Chef De Mita selbst, obwohl im Ardeatino-Viertel, einem „Nobel“-Quartier gleich mehrere hundert wichtige Politiker, hohe Beamte und Militärs wohnen. Die Festnahme mit den nachfolgenden Spekulationen hat nun die fast zwingend auf eine Art Amnestie oder einen Strafnachlaß für politische TäterInnen zulaufende „Versöhnungsdebatte“ ins Gegenteil verkehrt: nun triumphieren wieder die Hardliner – für sie sind sowieso all die Erklärungen einsitzender Brigadisten über ein „Ende des bewaffneten Kampfes“ Taktik, um möglichst schnell freizukommen und die Aktivitäten wieder aufzunehmen.