Alter Hut

■ Israels Premier Shamir entdeckt die Autonomie

Die Washingtoner Neuauflage einer begrenzten Autonomie-Regelung für die Palästinenser in den israelisch besetzten Gebieten hat gute Chancen, ebenso als Rohrkrepierer zu versanden wie ihr Vorgänger aus dem Jahre 1978. Selbst wenn die jüngste israelisch-amerikanische Initiative je eine Chance gehabt hätte, kommt sie mindestens zwei Monate zu spät. Welchen Grund gäbe es auch für die Palästinenser, die in den bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen mit den israelischen Soldaten langen Atem beweisen, nun der aufgepeppten Initiative zuzustimmen, deren frühere Fassung sie stets als eine andere Form der Besatzung abgelehnt haben?

Auch vor dem Hintergrund des palästinensischen Aufstands werden sich arabische Staaten wie Ägypten oder Jordanien hüten, auf den israelisch-amerikanischen Zug aufzuspringen. Daher fällt es dem israelischen Ministerpräsidenten Shamir, der jüngst selbst eine Neuauflage der Autonomie-Regelung in die Debatte geworfen hatte, nicht schwer, dem Vorschlag zuzustimmen. Im Wahljahr kann es seinem Likud-Block nicht schaden, eine „realistische“ Alternative gegenüber den Visionen der Arbeiterpartei anzubieten, gerade dann nicht, wenn es doch die anderen sind, die den Plan ablehnen werden. So geht der israelische Ministerpräsident nicht das geringste Risiko ein, daß am Status quo, der Besatzung, gerüttelt wird. Beate Seel