: „Ach, was heißt Enttäuschung...“
■ Stimmen von Oppositionellen zur Ausreise von Stephan Krawczyk, Freya Klier und Bert Schlegel
„Erst ging ja das Gerücht rum, daß die Gefangenen in die DDR entlassen werden. Aber das hat keiner richtig glauben können. Die Zeitungen waren doch voll mit Anschuldigungen, zum Beispiel gegen „Radio Glasnost“. Das paßte überhaupt nicht zusammen.
Wir sind jetzt alle ziemlich gespannt, was Krawczyk, Klier und Schlegel in den Medien sagen... ... Wir haben uns noch mit ein paar Leuten getroffen, nachdem wir das gehört hatten mit der Ausreise, aber keiner von uns hatte Lust, dazu was zu sagen.“
„Ich denke, daß die übrigen Inhaftierten in der DDR bleiben. Aber ich weiß doch auch nicht, was da im Knast läuft. ... ... Naja, Niederlage, ich weiß nicht. Natürlich gibts Enttäuschung darüber, das die gegangen sind. Aber „verraten“ fühlen wir uns deshalb nicht. Das macht niemand mehr bei Ausreiseleuten. Aber is doch klar, wenn sone Leute weggehen...“
„Ich war in den letzten Tagen ganz froh, daß da vor meiner Haustür mal kein Lada geparkt war (Staatsschutz-Überwachung, die red.). Aber gestern wars wieder soweit, Personalien aufgenommen und so. Mensch, die können sich doch nicht immer sone Dinger leisten. Die müssen das doch mal anders machen.“
„Naja, schön is det gerade nich. Freya is ne hochbegabte Regisseurin, die lag hier auf Eis. Wenn die geht, is das ihre Entscheidung. ... ... Ach, was heißt Enttäuschung. Ich hab Stephan als Liedermacher unheimlich geschätzt, da ist uns natürlich was verlorengegangen. Das ist ein Verlust. Seine Stimme ist jetzt woanders.“
„Also, mich lähmt das überhaupt nicht. Aber für andere, für die er ein Idol war, ist das natürlich schwierig. Für die Fangemeinde ist das ein Einbruch, eine Katastrophe, klar. Und mir tut das natürlich auch weh. Aber es geht auch ohne ihn weiter, das steht außer Frage.“
„Eine einheitliche Auffassung der Regierung scheint es nicht zu geben, das wird auch im Neuen Deutschland deutlich. Aber wo da genau die Differenzen liegen, weiß ich auch nicht genau, daß die so schnell ausreisen konnten trotz der Angriffe im ND, macht das aber deutlich.“
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