: Weiter mit „Privatfinanzierung“
■ Die CIA spannt die Drogenmafia für die Contra-Kasse ein / Nicht nur im Iran-Contra-Geschäft, auch aus Taiwan und Saudi-Arabien flossen die Dollar reichlich / Ex-General Singlaub will jetzt private Anleihen auflegen
Mehr eine politische Niederlage als das Ende der wirtschaftlichen Basis der Contras war die Abstimmung im Kongreß. Schon lange hat man sich im Weißen Haus über die Zukunft der „Freiheitskämpfer“ den Kopf zerbrochen.
Ein im Miami Herald veröffentlichter Kontingenzplan sieht die Internierung der militärischen Kader auf der ehemaligen CIA- Trainingsbasis Sweetwater in Florida vor. Fußvolk, das nicht nach Nicaragua zurückwill, könnte in den USA oder zentralamerikanischen Staaten angesiedelt werden. Für Reagans Freunde ist aber die Überlegung vorrangig, wie man die Contras am Kongreß vorbei weiterfinanzieren kann. Eine besonders originelle Idee hat Ex-General John K. Singlaub, Chef der „Antikommunistischen Weltliga“. Er denkt an Kriegsanleihen. Diese könnten in den USA gezeichnet werden. Wenn das Kapital dann über ausländische Banken läuft und auf dem internationalen Markt Waffen gekauft werden, wäre die Sache legal, meint Singlaub.
Wenn die Waffenhilfe gestoppt wird oder nicht ausreicht, fühlen wir uns verpflichtet, zu helfen“, sagte der General gegenüber den Los Angeles Times. Er will finanzkräftige Mäzene – Regierunegn wie Privatorganisationen – im Ausland ansprechen, um mindestens 750.000 Dollar monatlich aufzubringen. Soviel brauchen die Contras nach seinen Schätzungen, um ihre Kampf- und Terrorkraft zu erhalten.
Singlaub hat Erfahrung auf dem Gebiet. Wie im Zuge der Ermittlungen im Iran-Contra-Skandal belegt werden konnte, hat der General in den Jahren 1985 und 1986 Taiwan und Südkorea um Spenden angegangen. Die Nationalchinesen ließen dann auch 2 Millionen Dollar springen. Weitere 32 Millionen für den Krieg gegen Nicaragua entstammten den Schatullen des saudiarabischen Königshauses, und mindestens 10 Millionen wurden aus den Profiten des geheimen Waffengeschäfts mit dem Iran abgezweigt.
Weit weniger bekannt ist, wieviel Geld aus Drogengeschäften, die von der CIA eingefädelt wurden, in militärische Hardware für den angeblich „demokratischen Widerstand“ umgesetzt worden ist, an dessen Spitze immer noch alte Offiziere des Ex-Diktators Somoza stehen.
Der professionelle Geldwäscher Ramon Milian-Rodriguez gab letztes Jahr vor dem Senatsausschuß für Terrorismus und Drogen zu, eine 10-Millionen-Dollar-Spende des kolumbianischen Drogenkartells von Medellin für die Contras „gewaschen“ zu haben. Milian-Rodriguez hatte schon in den 70er Jahren zwischen 30 und 40 Mio. Dollar CIA-Gelder an Anastasio Somoza geschleust.
Der US-amerikanische Journalist Leslie Cockburn beschreibt in seinem aufschlußreichen Buch „Out of Control“, wie sich der Geheimdienst für seine Koks-gegen-Waffen- Geschäfte verhafteter Drogendealer bediente. So wurde auf Betreiben der CIA eine Anklage gegen den kolumbianischen Kokainhändler George Morales fallengelassen. Morales, der die US-Staatsbürgerschaft besitzt, verpflichtete sich dafür, monatlich 250.000 Dollar für „die Sache“ zu zahlen, Piloten auszubilden und seine Flugzeuge für die Contras zur Verfügung zu stellen. Einmal hat er, nach eigenen Aussagen, auch drei Millionen in bar beigesteuert.
Die CIA ihrerseits heuerte einschlägig erfahrene Piloten an, die dann Marihuana und Kokain von Kolumbien über Costa Rica in die USA transportierten. Der Reingewinn ging in die Kriegskasse der Contras. Der erfahrene Drogenpilot Mickey Tolliver wurde im März 1986 gar angewiesen, mit elf Tonnen Gras in seiner DC-6 auf dem Homestead Luftwaffenstützpunkt in Florida zu landen. Der angesehene Boston Globe zitiert immerhin Zollbeamte, die die Zahl derartiger Flüge auf 50-100 schätzen.
Die Behörden wurden jeweils von der CIA angewiesen, bestimmte Maschinen ohne Kontrolle passieren zu lassen. Gary Betzner, einer von Morales Piloten, rechnete aus, daß damit ein Reingewinn von mindestens 40 Millionen Dollar erwirtschaftet worden sein muß. Ralf Leonhard
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