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Krawczyk weist Kritik zurück

■ Seine Äußerungen sollen seine inhaftierten Freunde nicht gefährdet haben / Anwalt Schnur bittet bei Gottesdienst in Ost-Berlin um Schweigen der Ausgebürgerten / Vogel legt sein Mandat nieder

Berlin (dpa/ap/taz) – Stephan Krawczyk hat die Vorwürfe zurückgewiesen, daß seine Äußerungen über die erzwungene Ausreise in den Westen die Freilassung seiner inhaftierten FreundInnen gefährdet hätte. Im „Heute- Journal“ und in den Tagesthemen verlas der Liedermacher am Donnerstag abend eine Erklärung. Darin verwahrte er sich, ebenso wie Freya Klier, gegen die Kritik aus Ost-Berlin. „Wir verfügen weder über die Macht, Menschen zu inhaftieren, noch über die Macht, Menschen freizulassen.“ Beide erklärten noch einmal nachdrücklich, daß sie die DDR nicht freiwillig verlassen hätten. Stephan Krawczyk räumte ein, daß er vor seiner Ausreise zugesagt habe, sich erst nach der Freilassung der übrigen Inhaftierten öffentlich zu äußern. An diese Absprache hätten sich er und seine Frau auch gehalten, wenn sie nicht durch bestimmte Äußerungen in ein fragwürdiges Licht gerückt worden wären. Nachdem der Staat und die Kirche in der DDR ihre Ausreise als freiwillig bezeichnet hätten, „konnten wir nicht länger schweigen,“ sagte Stephan Krawczyk. Er drückte die Hoffnung aus, in die DDR zurückkehren zu können. Fast zur gleichen Zeit appellierte der DDR-Anwalt Schnur vor rund 3.000 TeilnehmerInnen eines Gottesdienstes in der Ost-Berliner Gethsemane- Kirche an Klier und Krawczyk, ihr Versprechen zu halten und bis zur Entlassung der übrigen Inhaftierten zu schweigen.

Inzwischen hat Rechtsanwalt Wolfgang Vogel ohne weitere Angaben sein Mandat niedergelegt. Vogel hatte noch am vergangenen Dienstag erklärt, bis zum Wochenende seien alle Gefangenen auf freiem Fuß. Alles weist in der Zwischenzeit darauf hin, daß diese Zusagen nicht eingehalten werden können. Während der FDP-Politiker Lambsdorff bei einem Besuch am Freitag in Ost- Berlin die Kritik der Kirche an Klier und Krawczyk unterstützte, nahm der deutschlandpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Eduard Lintner, die beiden in Schutz. Im Sender Freies Berlin sagte Lintner, er sei „innerlich empört“, daß versucht werde, Krawczyk und Klier „nun die ganze Verantwortung dafür aufzuladen, was dieses Regime unzulässigerweise gegen alle Regeln des Völkerrechts mit Inhaftierten macht.“ In einer Solidaritätsadresse hat eine Reihe von KünstlerInnen, darunter Udo Lindenberg, die Forderung von Klier und Krawczyk nach „unverzüglicher Haftentlassung ihrer Freunde“ unterstützt. Stephan Krawczyk hat unterdessen bereits Auftritte in der BRD angekündigt. Sein erstes Konzert wird er am Dienstag in Hannover geben. kasch

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