Der große Bluff

■ NUKEM klagt gegen Teil-Stillegung

Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Die alte Sponti- Weisheit gilt jetzt auch für Deutschlands Skandalnudel Nummer eins, die NUKEM. Im Gestus einer unbescholtenen Firma, der von einem wild gewordenen, grün infizierten CDU-Umweltminister das Licht ausgeknipst wurde, ruft die Mutter im Hanauer Atomdorf jetzt die Justiz zuhilfe, geschehenes Unrecht wieder gutzumachen.

Besonders hübsch ist der zeitliche Zusammenhang der Klage: Mit ihren Rosenmontags-Geständnissen mußte die NUKEM erst vor zwei Tagen zugeben, daß ihre Tochter Transnuklear ein weiteres Ding gedreht hat. Läppische sechseinhalb Tonnen reines Natururan hatte die TN „aus Versehen“ ohne Genehmigung in ihrer Halle abgestellt. Ebenfalls am Rosenmontag wurde öffentlich, daß die NUKEM in gezielte Umdeklarationen von Uran verwickelt ist, wodurch zum Beispiel der Uran- Lieferant Südafrika in den Begleitpapieren „verschwunden“ ist. Das alles kratzt die Hanauer Atom-Manager nicht: Ist der Ruf erst ruiniert... Die NUKEM bleibt selbstgerecht und arrogant wie gehabt. Der Betriebsratsvorsitzende wird vorgeschickt, um das herzzerreißende Klagelied von der notleidenden Firma und ihren treuen Arbeitern anzustimmen. Uns kommen die Tränen.

Wenn die NUKEM wirklich an einer schnellen rechtlichen Klärung interessiert wäre, hätte sie ein Eilverfahren in Kassel angestrengt. Das hat sie nicht getan, weil ihre Klage nicht mehr ist als ein großer Bluff. Und ein Versuch, die Handlungsträger in Bonn und Wiesbaden unter Druck zu setzen. NUKEM, die Unschuld vom Lande? Am Aschermittwoch sollte der Karneval vorbei sein. Manfred Kriener