: Obando sabotiert eigenen Plan
Sandinisten und Contras verhandeln zur Zeit nicht weiter / Dem Vermittler Kardinal Obando y Bravo riß der Geduldsfaden gerade, als beide Seiten Entgegenkommen signalisierten ■ Von Leo Gabriel
„Da es keinen Konsens über den Vorschlag der Vermittlung gegeben hat, glauben wir, daß es im Augenblick keinen Grund gibt, diese Gesprächsrunde fortzusetzen.“ Freitag mittag unterbrach der Kardinal, Miguel Obando y Bravo, nach knapp 24 Stunden die Verhandlungsrunde zwischen Sandinisten und Contras, obwohl sich beide Seiten gerade einverstanden erklärt hatten, konkrete Maßnahmen zur Verwirklichung eines Waffenstillstands zu diskutieren.
Schon Vorabend hatte Obando die Diskussion zwischen Sandinisten und den Contras unterbrochen und den Parteien einen eigenen Vorschlag unterbreitet.
Während der Delegationsführer der Contras unvermutet rasch und enthusiastisch prinzipielle Zustimmung zu Obando y Bravos Vorschlag signalisierte, reagierte die nicaraguanische Regierungsdelegation vorsichtiger: „Wir finden den Vorschlag Obandos interessant und konstruktiv.
Er enthält vier sehr klar definierte Punkte, die die Regierung zu erfüllen hätte und einen, nämlich den Punkt über den Waffenstillstand, den die Contras erst näher definieren müssen“, erklärte am Donnerstag abend Victor Tinoco.
Bei einem ersten separaten Treffen mit dem Kardinal baten die Sandinisten jedoch um ein paar Stunden, um die Bestätigung der Zustimmung des nicaraguanischen Präsidenten Ortega zum sogenannten Obando-Plan einzuholen.
Da riß dem für seine Eitelkeit bekannten Kardinal Obando y Bravo die Geduld. Der Kirchenmann verlangte die sofortige und bedingungslose Annahme seines Vorschlags, andernfalls würde er die Verhandlungen suspendieren. Wenig später gab Obando y Bravo die Erklärung ab, mit der er den Dialog auf unbestimmte Zeit vertagte.
Doch noch während Contra- Verhandlungsführer Jaime Morales in einer Pressekonferenz den Sandinisten jeden Friedenswillen absprach, wurde ein offizielles Kommunique der Regierungsdelegation verteilt. Inhalt: ihr prinzipielles Einverständnis mit Obando y Bravos Vorschlägen.
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