: Ehrensache
■ Zur Situation in Panama
General Noriega, der ungeliebte Armeechef der Kanalrepublik Panama, hat wieder einmal bewiesen, was es heißt, ein „starker Mann“ zu sein. Das jüngste Kräftemessen mit den USA hat er souverän gewonnen. Washington ist mit immer schwereren Geschützen aufgefahren, um den unbotmäßigen Alliierten loszuwerden: Wahlschwindel, Mordvorwürfe, Drogengeschäfte. Wie jetzt der Sturz des Generals betrieben wurde, beweist, daß die führende westliche Großmacht seit der Verkündigung der Monroe–Doktrin 1823 nichts dazugelernt hat. In 165 Jahren Lateinamerikapolitik haben die USA nach Gutdünken Präsidenten ein– und abgesetzt, souveräne Staaten jahrelang besetzt, regionale Kriege vom Zaun gebrochen. Kein Wunder, daß gerade in einem Land wie Panama, das seine Existenz einer US–Enklave verdankt, die anti–imperialistischen Gefühle besonders leicht mobilisiert werden können. Die Lateinamerikaner sind stolz und gerade gegenüber Manövern der imperialen Macht äußerst empfindlich. Noriega ist ein Prototyp des lateinamerikanischen Macho. Jetzt haben die Berater Reagans dem Schwächling Delvalle solange eingeredet, daß er nicht nur auf dem Papier Staatspräsident ist, sondern auch als solcher handeln kann, bis dieser es selbst glaubte und den Armeechef für abgesetzt erklärte. Nicht nur die Streitkräfte, sondern auch die längst gespaltene Regierungskoalition stellten sich spontan wie ein Mann hinter den General. Noriega hat jetzt gute Chancen, nächstes Jahr zum Präsidenten gewählt zu werden. Ralf Leonhard
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