Q U E R S P A L T E Franz Josef, erleuchtet

■ Strauß will mit DDR–Parlament reden

Franz Josef Strauß wird uns noch viel Freude machen,– vorausgesetzt, seine über Jahrzehnte beständig wachsende politische Durchtriebenheit gewinnt den Wettlauf gegen Alterskonfusion plus (angeblich) galoppierender alkoholischer Durchseuchung. Die Begründung des bayrischen Krachhansels für seine neueste politische Läuterung grenzt schon an Erleuchtung: Das BRD–Parlament „Bundestag“ soll den politischen Diskurs mit dem DDR–Parlament „Volkskammer“ pflegen, - schließlich unterhalte man auch zahlreiche Kontakte zu anderen Parlamenten, denen es an demokratischer Legitimation fehle. Jetzt erst versteht das Publikum Strauß seit einiger Zeit heftig durchbrechende DDR– und Gorbatschow–Leidenschaft: Wer Südafrikas Apartheid–Regime und Pinochet jederzeit unterstützt, muß auch mit den Ostblockstaaten politische Normalität anstreben! Die häufigen ostpolitischen „Überraschungen“ des Franz Josef Strauß sind keine. Sie folgen vielmehr konsequent der schlichten CDU–Gleichung „Diktaturen im Westen sind (fast) genauso schlimm wie der dikatatorische Kommunismus des Ostens“. Und das Fazit heißt in dieser plumpen Logik dann natürlich: Wer als Neben–Außenminister eine Dikatatur fördert, muß auch alle anderen mit Reputation versorgen. Klaus Nothnagel