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Massaker in Kolumbiens Bananenplantagen

■ Todesschwadronen ermordeten 26 Bananenarbeiter / Offenbar sollen in Uraba, einer Hochburg der Linken, die Bürgermeisterwahlen am kommenden Wochenende verhindert werden / Gewerkschaften wollen Sicherheit organisieren

Aus Bogota Ciro Krauthausen

Die Killer kamen mitten in der Nacht. Um ein Uhr morgens rissen sie am Freitag die Arbeiter der Bananenplantage „Honduras“ aus dem Schlaf und zwangen sie, vor der Baracke anzutreten. Sie lasen die Namen der siebzehn zum Tode Verurteilten vor und legten sie mit Kopfschüssen kaltblütig um. Bevor die Mörder endgültig verschwanden, schauten sie noch auf dem benachbarten Grundstück vorbei: auch dort erschossen sie drei Arbeiter. Die zwanzig Ermordeten waren allesamt Mitglieder der Bananenarbeitergewerkschaft „Sintagro“. Am nächsten Morgen fand man, ebenfalls im Bananenanbaubebiet Uraba in Kolumbien, sechs weitere ermordete Arbeiter. „Es waren paramilitärische Schwadronen, die notwendigerweise Verbindungen zu den Streit kräften besitzen müssen“, meint Gustavo Osorio, Führungsmitglied des gewerkschaftlichen Dachverbandes CUT, der taz gegenüber. „Anders ist nicht zu erklären, daß die Killer die zahlreichen Straßensperren in der Gegend passieren konnten.“ Regierungsstellen sowie die offizielle Presse ließen verlautbaren, von den Mördern gebe es keine Spur. Die Gewerkschaften und linken Parteien in Uraba reagierten mit einem Generalstreik auf das Massaker. Samstag Nachmittag fand das Begräbnis in „gespannter Atmosphäre“ statt, wie ein in Uraba stationierter General, der die Ereignisse als „bedauerlich“ bezeichnete, der Presse erklärte. „Die Situation gleitet uns aus den Händen“, befand Mejia, Staatssekretär in der Departmentshauptstadt Medellin. Und das schon seit langem. Denn Uraba durchlebt einen schmutzigen Krieg, der nach Schätzungen der Liberalen Zeitschrift Semana allein zwischen dem 1. Dezember 1987 und dem 12. Januar 88 117 Opfer forderte. Schon im vergangenen September beklagte sich ein Totengräber in Apartado, einer der beiden Städte Urabas, sein Friedhof sei bald zu klein. Uraba war eine abgelegene, vergessene Gegend, bis vor wenigen Jahren der Boom der sich heute über 20.000 Hektar erstreckenden Bananenplantagen einsetzte. Tausende von Arbeitern strömten zu den Pflanzungen, wo sie fernab jeder gewerkschaftlichen Kontrolle schamlos ausgebeutet wurden. Zwei Guerillabewegungen, die EPL und die FARC, faßten Fuß, und über zähe Auseinandersetzungen konnten zwei Gewerkschaften ausgebaut werden. Im vergangenen Jahr kam schließlich die Arbeitsgesetzgebung auch in Uraba an. Die andauernden Morde und Massaker richten sich vor allem gegen linke Politiker und Gewerkschaftler. Die auf Initiative der kommunistischen FARC–Guerilla gegründete „Union Patriotica“ (UP) wurde bei den Präsidentschaftswahlen 1986 in Uraba stärkste Partei, und es sieht so aus, als ob das Massaker am Freitag die erstmalig direkte Bürgermeisterwahl (13.3.) verhindern soll. Voraussichtlich wird in Uraba die UP mit Abstand gewinnen. Der Innenminister erklärte, die Regierung erwäge eine Verschiebung der Wahlen. Uraba ist nur einer der Krisenherde Kolumbiens. „Es ist nichts zu machen“, stöhnte der Gewerkschaftler Osorio Stunden nach dem Massaker. Noch am Vorabend des Gemetzels hatte die CUT ein Abkommen mit der Regierung vorbereitet, mit dem ein nun schon fast einen Monat dauernden Streik in vier Zementfabriken geschlichtet werden sollte. Dieser war ausgebrochen, nachdem innerhalb von zwei Monaten elf Gewerkschaflter der Zementfabriken „Nare“ und „Colcarburos“ von rechtsradikalen Todesschwadronen ermordet worden waren. Die Arbeiter der anderen beiden Zementwerke traten in einen Solidaritätsstreik, mit dem sie nach tagelangem hin und her elementare Sicherheitsvorkehrungen auf den Werksgeländen erzwangen. Weitere Verhandlungen kamen ins Stocken, als die Fabrikanten sich weigerten, nach dem schon absehbaren Streikabbruch von Sanktionen gegen die Gewerkschaftler abzusehen. Am Freitag nun fragte sich Osorio, wie denn eine Übereinkunft zum Schutz der Arbeiter in den Zementfabriken möglich sein soll, wenn anderswo zwanzig Gewerkschaftler umgebracht werden.

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