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D O K U M E N T A T I O N „Wir möchten dir ganz klar sagen...“

■ Die Erklärung der Autonomen an Andreas Eichler / Eindeutige Bedingungen für Solidarität / Appell an Selbstachtung

Hallo Andreas, du hast am 28. Januar, nach wochenlanger Isolationshaft, einen Selbstmordversuch gemacht. (...) Wir können erahnen, was gerade Tage zuvor in dir vorgegangen ist. Du hast sicher auch deine erste Erklärung, deinen Brief an die Sonntagsspaziergänger im Kopf gehabt. Wir denken, daß deine Worte auch an bestimmte, dir nahe und bekannte Genossen und Genossinnen gerichtet waren. Wir wissen, daß dich die bisherige Reaktion enttäuscht hat. Die Zeichen, die dir Stärke, Halt und Gewißheit hätten geben können, kamen nicht. Diese Enttäuschung und Verbitterung verstehen wir und wir teilen sie mit dir. Sie trifft nicht nur dich, sondern uns alle. Aber Andreas kapier, was da gelaufen ist. Du bist darin nicht nur Opfer, du bist aus Zusammenhängen herausgerissen worden, die jetzt nicht mehr Verantwortung übernehmen, als ihr vorher gemeinsam entwickelt habt, und du weißt, daß gerade diese Auseinandersetzung lange vor dem 2.11. begonnen hat. Und, daß dich diese Kritik nicht erreicht oder dir nichts bedeutet hat. (...) Andreas, wir wissen, daß du kurz nach deiner Verhaftung Frank belastet hast. Wir haben die Schocksituation, in der du dich befindest, begriffen. Danach hattest du dich gefangen. Kurz vor deinem Selbstmordversuch hast du weitere Aussagen gemacht. (...) Du hast dich selbst in Widersprüche verstrickt, die dich für die Bullen erpressbar gemacht haben. Die Bullen handeln jetzt mit den neuen Namen, die sie mit deinen Aussageprotokollen belegen. Andreas, wir möchten dir eines ganz klar sagen: Unsere Kritik schloß bis zum heutigen Tage unsere Solidarität zu dir und allen anderen ein. Wir haben bis zuletzt unsere Solidarität nicht davon abhängig gemacht, ob wir sie auch vorher, in gleichem Maße, empfunden haben. Wir haben nicht nur gesagt, daß wir niemanden opfern werden, wir haben auch konkret nach Möglichkeiten gesucht, deine erste Erklärung ernstzunehmen. Wir haben deutlich gemacht, was für uns drin ist, und wir gehen davon aus, daß dir das mitgeteilt wurde. Die Schritte, die du jetzt gegangen bist, waren in die falsche Richtung. Du weißt das. Wenn dich auch sonst nichts mehr abhält, weiter in die Richtung des Staatsschutz zu gehen, dann vielleicht deine Selbstachtung. Und noch eines, die von uns, die ganz konkret etwas gegen den Mord– und Rädelführervorwurf in der Hand haben, werden nicht diese Selbstgefährdung in Kauf nehmen, wenn du durch Aussagen sie oder andere für Jahre im Knast verschwinden läßt. Andreas, weder du noch wir können die Verantwortung für das abwälzen, was den 2.11. und die Folgen möglich gemacht hat. Lediglich um einen Preis, der Selbstverleugnung und des Verrats. Wir haben niemanden den Bullen ausgeliefert und wir verlangen das auch von dir. Und wir hoffen, daß du über deine und unsere Enttäuschung hinweg mitbekommst, daß wir unsere Verantwortung ernst meinen. Diese Kundgebung ist ein Versuch, diese Solidarität für dich und alle anderen spürbar und hörbar zu machen. Die Erklärung wurde von der Redaktion leicht gekürzt.

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